Erhebung des ökologischen Zustandes sowie Entwicklung eines Erhaltungskonzeptes der Lacken des Seewinkels

Ein Projekt im Rahmen der Ländlichen Entwicklung – Sonstige Maßnahmen (2008-2011)

Das mit Mai 2008 gestartete und bis 2011 laufende Projekt stellt nun die Frage nach dem aktuellen Ausmaß der Gefährdung, bzw. Denaturierung der Lacken und richtet das Hauptaugenmerk auf die Erarbeitung eines für jede Lacke individuell angepassten Erhaltungskonzeptes.

© Ingo Korner

Aufgrund der massiven Eingriffe in den Naturhaushalt des Seewinkels in den vergangenen Jahrzehnten muss heute davon ausgegangen werden, dass im Prinzip alle Salzlacken des Seewinkels akut vom Verschwinden bedroht sind. Durch Überbauung, Totalableitung des Lackenwassers, Anlage von Kiesgruben aber auch durch Bewässerung von trocken liegenden Lacken mit Grundwasser sowie indirekt als Folge der Absenkung des Grundwassers durch Drainage und ein verzweigtes Netz von Abzugsgräben zur Gewinnung von landwirtschaftlich nutzbaren Flächen ist in den vergangenen Jahrzehnten eine Reduktion der Anzahl der Salzlacken des Seewinkels von etwa 140 auf derzeit ca. 40 eingetreten. Tatsächlich geben diese Zahlen alleine die Beeinträchtigung der Salzlacken insofern nicht richtig wider, als auch die aktuell  noch wasserführenden Salzlacken sowohl bezüglich ihrer Ausdehnung als auch des Salzaufkommens (Aussüßung) deutliche Einschränkungen hinnehmen mussten.

Aufbauend auf den Erkenntnissen des Lackenrenaturierungsprojektes (2004 – 2008) wurde der aktuelle ökologische Zustand von ca. 60 Lacken des Seewinkels bestimmt sowie ein für jede Lacke individuell angepasstes Erhaltungskonzept erarbeitet. Zusätzlich wurden drei Lacken, die bereits Renaturierungsmaßnahmen unterzogen wurden, mit untersucht.  An allen Lacken wurden chemische, mikrobiologische und vegetationsökologische Untersuchungen durchgeführt. Darauf aufbauend und unter Implementierung bekannter makrozoologischer Daten (Vögel, Laufkäfer, Spinnen, Wanzen, Amphibien, Krebse) wurde ein ökologisches Leitbild sowie ein Erhaltungskonzept für die Lacken erstellt.
Vergleichende Untersuchungen der Vegetationsökologie sowie der Wasser-, Sediment- und Bodenchemie an den Salzlacken des Seewinkels sowie deren zeitlicher Entwicklung führten zu der Erkenntnis, dass die originäre und ungestörte Salzlacke die ausschließlich niederschlagsgespeiste, sommerlich trockenfallende, alkalische Weißlacke hoher Salinität ist. Die Lackenränder zeitigen in Trockenperioden von Spätwinter bis tief in den Herbst reiche Salzausblühungen, welche die Lacke mit Salzen beliefern. Voraussetzung dafür sind sehr geringe Grundwasserflurabstände und die dadurch bedingte ganzjährige Wassersättigung des die freie Wasserfläche umgebenden Sediments im gesamten Lackenbecken bis an die Oberfläche.
Die ca. 60 noch erhaltenen sowie  renaturierbaren degradierten Lacken wurden nach folgenden (11) ökologischen Einzelkriterien untersucht und jeweils nach einer fünfteiligen Skala bewertet:

i.    Flächenausnutzung
ii.    Vegetationsökologie
iii.    Hydro- und geochemischer Zustand
iv.    Hydrologischer Zustand
v.    Grad der Verschilfung und Verbuschung
vi.    Existenz von Pufferzonen
vii.    Ornithologischer Zustand
viii.    Monitoring von Laufkäfern, Spinnen und Wanzen
ix.    Mikrobiologischer Befund
x.    Amphibienspektrum
xi.    Vorkommen von Krebsen

Der interdisziplinäre ökologische Zustandsindex der Lacken wurde sodann arithmetisch aus den Bewertungen der 11 ökologischen Einzelkriterien bei gleicher Gewichtung zusammengesetzt. Aus den Bewertungen der 11 ökologischen Einzelkriterien wurden für jede Lacke Maßnahmen abgeleitet, welche geeignet sind, die jeweilige Lacke an das Leitbild heranzuführen.
Um das Verständnis aller Bevölkerungs- und Interessensgruppen für das Projekt und insbesondere für die einzigartige Bedeutung der Salz- und Sodalacken im burgenländischen Seewinkel zu erlangen, wurde auf PR-Maßnahmen besonderer Augenmerk gelegt. Mittels Artikeln in regionalen und fachspezifischen Zeitschriften, sowie mittels offener Diskussionsveranstaltungen wurde auf das Projekt aufmerksam gemacht und damit alle betroffenen Interessensgruppen (Landwirte, Nationalparkmitarbeiter, Jäger, Gemeindevertreter etc.) informiert und eingebunden. In mehreren ausführlichen Artikeln wurden in der Zeitschrift des Österreichischen Naturschutzbundes „Natur und Umwelt im Pannonischen Raum“ die Probleme des Rückganges der Lacken, dessen Ausmaß und Ursachen sowie Möglichkeiten des wirkungsvollen Gegensteuerns publiziert.

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