Organismenwanderhilfe

Bachschmerle © Clemens Gumpinger

Hasel © Clemens Gumpinger

© Martin Schwarz

Fischwanderhilfe am Leitenbach in der Koaserin

Ein besonders gelungenes Beispiel für das Zusammenwirken von Naturschutzbund, Gewässerbezirk und Fischökologen stellt das Umgehungsgerinne bei der Schörgendorfermühle in Heiligenberg am Rande des Naturschutzgebietes Koaserin dar.

Um die für den Wasserhaushalt des 30 Hektar großen Feuchtwiesengebietes wichtige Wehr am Leitenbach für Fische und andere aquatische Lebewesen wieder durchgängig zu machen, wurde in den letzten Jahren ein über 240 Meter langes Umgehungsgerinne verwirklicht.

Das Technische Büro für Gewässerökologie (TBG, blattfisch) wurde sowohl mit der ökologischen Bauaufsicht als auch mit der Überprüfung der Funktionsfähigkeit der neu errichteten Fischwanderhilfe betraut.

Die Gestaltung des Umgehungsgerinnes erfolgte sehr naturnah unter Verwendung von Strukturelementen wie Wurzelstöcken und Baumstämmen. Auf die Verwendung von großen Steinen wurde auf Grund der landschaftlichen Gegebenheiten, mit Ausnahme zur Herstellung der Steingurte im Einlaufbereich, verzichtet. Auch notwendige Ufersicherungen wurden aus Wurzelstöcken hergestellt. Die Uferbereiche wurden mit standortgerechten, heimischen Gehölzen bepflanzt. Das Umgehungsgerinne wird ganzjährig mit mindestens 140 l/s dotiert.

Barrierefreiheit für die Bachforelle
Grundsätzlich führt nahezu die gesamte aquatische Fauna mehr oder weniger ausgedehnte Wanderbewegungen durch. Die Längsdurchgängigkeit der Fließgewässer ist somit für den überwiegenden Teil der verschiedenen Fischarten von großer Bedeutung. Als Hauptantriebe für Migrationen gelten die Nahrungssuche und vor allem die Fortpflanzung.

Die Überprüfung der Funktionsfähigkeit der Fischwanderhilfe wurde zur Laichzeit der im Leitenbach als Leitfischart geltenden Bachforelle (Salmo trutta fario) durchgeführt und ersteckte sich im Zeitraum vom 20. Oktober bis zum 13. November 2015.

Um die flussaufwärts gerichteten Migrationsbewegungen der Fischfauna durch das Umgehungsgerinne dokumentieren zu können, wurde unmittelbar flussaufwärts des Einlaufbauwerkes eine Reuse im Leitenbach installiert und die übrige Gewässerbreite mit einem Maschendrahtzaun mit zehn Millimeter Maschenweite abgesperrt. Die Entleerung des Reusenkastens wurde täglich durchgeführt. Die gefangenen Fische wurden vermessen und gewogen und anschließend im Oberwasser freigelassen.  Während der drei Wochen dauernden Reusenuntersuchung wurden insgesamt 72 Individuen aus acht Arten nachgewiesen. 

Die dominierende Fischart war mit 40 Individuen die Hasel (Leuciscus leuciscus). In der Reuse wurden weiters 13 Aitel (Squalius cephalus) und acht Bachforellen gefangen. Darüber hinaus wurden Einzelindividuen von Bachschmerle (Barbatula barbatula), Barbe (Barbus barbus), Elritze (Phoxinus phoxinus), Gründling (Gobio gobio) und Schneider (Alburnoides bipunctatus) in der Reuse nachgewiesen.

Bei zwei der acht in die Reuse eingewanderten Bachforellen konnte die Laichreife festgestellt werden.  Bachschmerle und Gründling sind bodenorientierte Fischarten, die ein begrenztes Schwimmvermögen besitzen. Schon kleine Hindernisse können ihre Wanderung beeinflussen. Da sowohl Bachschmerle als auch Gründling mit Hilfe der Reusenuntersuchung belegt werden konnten, zeigt, dass der Aufstieg über die Fischwanderhilfe durch die vorhandenen Strukturelemente und strömungsberuhigten Bereiche auch für schwimmschwache Fischarten möglich ist.

Aufgrund der naturnahen Ausgestaltung bietet das Umgehungsgerinne zusätzlichen Lebensraum für zahlreiche Fischarten und Altersstadien. Strukturelemente wie Wurzelstöcke und die krautigen Uferstrukturen bieten geeignete Einstände, insbesondere für Jungfische.

Auch der Eisvogel und seltene Libellenarten wie die Grüne Keiljungfer sind hier mit etwas Glück zu beobachten.

Überlebenswichtig auch für die Flussperlmuschel
Die Funktionsfähigkeit der Fischwanderhilfe ist insbesondere für die Bachforelle von wesentlicher Bedeutung, da im Leitenbach auch die vom Aussterben bedrohte Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) vorkommt. Die Glochidien (Larvenstadien) der Flussperlmuschel sind obligate Kiemenparasiten und zeichnen sich durch eine sehr hohe Wirtsspezifität aus, wobei die Bachforelle die einzige taugliche Wirtsfischart im gesamten Donaueinzugsgebiet darstellt.

Zurück

.