Rekordjahr bei den Weißstörchen in Oberösterreich und 31 ausgeflogene Jungstörche
Die Weißstorch-Brutsaison 2024 zeigte einen signifikanten Anstieg der Weißstorchbestände in Oberösterreich, freut sich der Naturschutzbund-Vogelexperte Robert Gattringer. Es kam zu acht Neuansiedelungen beziehungsweise Erstbruten in Leonstein, Mitterkirchen, St. Oswald bei Freistadt, Neukirchen an der Vöckla, Pfarrkirchen bei Bad Hall, Riedau, Schenkenfelden und Ulrichsberg sowie einer Neumeldung von einem schon seit Jahren bestehenden Horst im Tierpark Altenfelden.
Brutergebnisse der Oberösterreichischen Weißstörche
Insgesamt brüteten 21 Weißstorchpaare in Oberösterreich, welche 50 Jungstörche erbrüteten und von denen 31 flügge wurden. Während der langjährige Durchschnitt des Bruterfolgs bei Weißstörchen in Oberösterreich bei zirka 2,0 Jungvögeln pro Horstpaar liegt, konnte in diesem Jahr nur ein Wert von 1,48 erreicht werden. Die extremen Wetterbedingungen mit starken Regenfällen führten in Inn- und Hausruckviertel zu einem massiven Verlust an Jungvögeln. Lediglich in Frankenmarkt/Mösendorf überlebte ein Jungstorch und der Horst auf einem Hochspannungsmast in Pöndorf/Rudlberg bei Frankenmarkt wurde (nach dem vorjährigen Absturz bei einem Unwetter) aufgegeben. „Aufgrund der erfreulich steigenden Anzahl an Horstbesetzungen in Oberösterreich wird es zunehmend aufwendig, detaillierte Informationen zu jedem einzelnen Brutgeschehen zu erheben“, erklärt der Weißstorch-Experte Robert Gattringer.
Leonstein
Am 11. April 2024 begann ein Weißstorchenpärchen mit dem Bau eines Horstes auf einer zurück geschnittenen Linde. Der Besitzer montierte ein Wagenrad, das auch angenommen wurde. Am 3. Mai war Brutbeginn und am 5. Juni schlüpfte ein Jungstorch. Der Jungvogel wurde am 15. Juni aus dem Horst geworfen. Bei einer späteren Kontrolle des Horstes konnte noch ein unbefruchtetes Ei entdeckt werden. Die Altstörche wurden am 11. August das letzte Mal im Brutgebiet beobachtet. Ein Weißstorch hatte einen Ring und wurde im Jahr 2022 in Novo Mesto in Slowenien beringt. Dieser Storch war somit erst zwei Jahre alt. Ob dies die Ursache für den Tod des Jungstorches war, bleibt offen. Es ist nämlich so, dass das durchschnittliche Erstbrutalter höher als die „Brutreife“ liegt das heißt, das Alter in dem Jungstörche aus physiologischer Sicht fortpflanzungsfähig sind. Nur wenige zweijährige Weißstörche brüten und das fast immer ohne Erfolg. Infos: S. Koller
Mitterkirchen
Erstmals ließ sich am 5. April 2024 ein Storchenpärchen am Handymast der Telekom nieder und begann einen Horst zu bauen. Anfänglich war es ein schwieriges Unterfangen, aber mit der Zeit bauten sie einen beachtlichen Horst. Am 22. April konnte mit der Brut begonnen werden. Zwei Jungvögel waren ab dem 25. Mai geschlüpft. Die Aufzucht erfolgte ohne Probleme und so konnten am 28. Juli die ersten Ausflüge beobachtet werden. Die Jungvögel zogen am 15. August ins Winterquartier und die Eltern folgten am 20. sowie 23. August. Bei einem Gespräch mit einem Mitarbeiter der Wartungsfirma konnte in Erfahrung gebracht werden, dass derzeit laut Betreiber kein Grund besteht, den Horst zu entfernen. Infos: H. Schachner
St. Oswald bei Freistadt
Erstmals war ein Weißstorch am 10. April 2024 am Handymast und später auch in der Umgebung von St. Oswald zu beobachten. Am 2. Mai tauchte auch ein zweiter Storch am Horst auf. Dieser war beringt und der Ring wurde von Heidi Kurz abgelesen. Nachforschungen ergaben, dass dieser Storch 2022 in Ipsheim Mittelfranken, Deutschland als Küken beringt wurde. Am 29. Mai begann das Paar mit dem Horstbau, welcher in gut einer Woche fertiggestellt wurde. So konnte am 8. Juni mit dem Brüten begonnen werden. Üblicherweise brüten Störche 32 bis 35 Tage. Dieses Paar bebrütete die Eier aber um 8 Tage länger als normal und hat am 19. Juli die Brut abgebrochen. Eine von vielen Ursachen könnte sein, dass ein Storch erst im Alter von zwei Jahren die "Brutreife" erreicht hat (Erklärung oben bei Leonstein). Die Störche verließen Ende Juli das Gebiet. Infos: H. Kurz
Neukirchen an der Vöckla
Voriges Jahr waren erstmals Störche an den beiden Brutplattformen zu beobachten, die Herr Kirchner errichtet hat. Es kam aber zu keiner Brut. Am 11. April 2024 kam wieder ein Pärchen auf das Gelände des Unternehmens und diesmal begannen sie am 22 April mit dem Brüten. Ab dem 25. Mai schlüpften vier Jungstörche. Leider sind sie im Juni einer Schlechtwetterperiode zum Opfer gefallen. Jedenfalls lagen eines Tages alle vier tot am Boden unter dem Horst und die Altvögel haben daraufhin zirka Mitte Juli das Gebiet verlassen. Infos: M. Brandner, P. Kirchner & O. Endelweber
Pfarrkirchen bei Bad Hall
Bereits am 28. März 2024 kreisten rund zehn Störche über den Ortsteil Feyregg. Seit Anfang April wurden Störche am Handymast bei der Firma Zorn in Feyregg beobachtet. Am 8. April begann ein Paar mit dem Nestbau. Brutbeginn war der 21. April und am 24. Mai schlüpften nacheinander zwei Küken. Die Jungstörche machten am 2. August ihre ersten Ausflüge. Zwei Wochen später verließen die Jungvögel das Brutgebiet und die Eltern folgten ihnen am 20. August. Ein Storch war beringt und stammte aus Střítež (Kaplice-nádraží), Jihočeský kraj, Tschechien. Er wurde 2021 als Küken beringt. Die Telekommunikationsfirma will die obere Plattform des Handymastes optimieren, damit der Sender nicht mehr so verschmutzt wird. Infos: G. Hütmeyer
Riedau
Am 11. April 2024 war das Storchenpärchen auch heuer wieder am Horst zu beobachten. Es wurde fleißig am Horst gebaut und am 29. April begannen sie mit dem Brüten. Anfangs sind zwei Küken geschlüpft. Am 14. Juni wurde nach einer Schlechtwetterperiode ein Jungstorch aus dem Horst geworfen, der Zweite hatte überlebt. Ein weiteres Ereignis passierte am 13. Juli, da wurde der Jungvogel bei starkem Sturm von Horst geweht. Herr Rosenberger organisierte einen Hubsteiger der Feuerwehr Andorf und so konnte der unverletzte Weißstorch wieder in den Horst gesetzt werden. Erste Flugversuche startete der Jungstorch am 1. August. Am 9. August wurde der Jungstorch direkt neben einer Siedlung in einer Wiese verletzt gefunden und ist bald darauf verendet. Da die Todesursache nicht feststellbar war, wurde der Kadaver zur Bestimmung der Todesursache nach Wien an die Veterinärmedizinische Universität Wien gesandt. Am 20. August zog der erste und am 26. August der zweite Altstorch ins Winterquartier. Infos: B. Rosenberger
Schenkenfelden
Ende April konnte man ein Storchenpaar beobachten, dass tatsächlich am 27. April auf einer stark zurückgeschnitten Fichte mit dem Horstbau begann. Beide Weißstörche waren beringt. Einer wurde 2021 in Křemže, Jihočeský kraj Tschechien und der andere 2019 als männlicher Jungstorch in Saxen von Robert Gattringer markiert. Interessant ist, dass das Männchen im Vorjahr in Reichenthal Jungstörche großgezogen hat. Brutbeginn war der 16. Mai und am 17. Juni ist ein Küken geschlüpft. Die Besitzer der Fichte hörten in der Nacht zum 23. Juni lautes klappern und zischen am Horst und in der Früh haben sie den toten Jungvogel unter dem Horst gefunden. Da der Horst leicht erreichbar ist, wird einen Angriff von Mardern, die ja bekanntlich ausgezeichnete Kletterer sind, vermutet. Die Besitzer bestätigten ein Marderrevier am Dachboden. Eventuell soll ein Marderabwehrgürtel am Baum montiert werden. Die Altstörche wurden noch bis zum 16. August und 25. August im Brutgebiet gesehen. Infos: G. Latzko & H. Rubenser
Ulrichsberg
Am 14. April 2024 war erstmals ein Weißstorchenpaar auf einem eher niedrigen alten Schornstein zu beobachten. Dieser steht in einen genutzten Garten einer Familie. Fünf Tage später begannen sie mit dem Horstbau. Am 26. April war Brutbeginn und am 28. Mai konnten erste Fütterungen beobachtet werden. Es schlüpfte ein Küken und die Aufzucht erfolgte ohne Probleme. Am 6. August schaffte der Jungvogel erste Ausflüge. Am 26. August brach die ganze Storchenfamilie, gemeinsam mit einer durchziehenden Truppe, in den Süden auf. Infos: N. Neuburger & T. Engleder
Altenfelden, Tierpark
Informationen zur Folge sollen vor zirka 30 Jahren zwei Horstplattformen auf Dächern im Tierparkgelände montiert worden sein. Es soll auch zu Ansiedelungen gekommen sein. Irgendwann sollen die Jungstörche von einem Uhu getötet worden sein und seitdem brüten auf den Dächern keine Störche mehr. Es wurden dann vier Plattformen auf Masten montiert und der Mast im Entengarten wurde auch angenommen. Seit dem brütet dort ein Storchenpaar regelmäßig. Heuer war am 24. Februar ein Weißstorch am Horst zu beobachten und der Partner traf am 27. März im Brutgebiet ein. So um den 30. April war Brutbeginn und ab 1. Mai schlüpften vier Küken. Erste Ausflüge erfolgten am 8. Juli. Abzug der Jungvögel war am 1. August und die Eltern folgten ihnen Mitte und Ende August. Infos: B. Laher
Bericht: Robert Gattringer, Weißstorch-Experte Oberösterreich
24.01.2025