Auwald - der grüne Dschungel

Auwald im Frühling © A. Schneider

Lebensraum des Monats Februar

Auwälder sind ganz besondere Lebensräume, im Sommer wird man von Gelsenschwärmen gejagt, im Frühling von einem Blütenteppich begrüßt und zu fast jeder Jahreszeit fühlt man sich in Auwäldern mit den lianenartig wachsenden Waldreben und Hopfenranken wie in einem Dschungel aus Grün.

Nach den langen kalten Wintertagen ist es Jahr um Jahr kaum zu fassen, dass bereits unter der Schneedecke das erste Grün zu sprießen beginnt. Sobald sich der Frühling in großen Schritten ankündigt, schießen die Frühjahrsblüher beinahe explosionsartig aus dem Boden hervor. Ganz besonders eindrucksvoll ist dieser Vorgang in Auwäldern zu beobachten. Hier betritt man schon zeitig im Jahr einen grünen Teppich aus Schneeglöckchen, Bärlauch, Lerchensporn, Gelbstern und vielen andere. Die sogenannten Frühlingsgeophyten nutzen die Zeit, in der das Laubdach der Auwälder noch nicht geschlossen ist und noch Licht und Wärme bis auf die Bodenoberfläche gelangen. Die Lichtintensität ist im Februar und März noch gering und so nutzen diese Arten unterirdische Speicherorgane wie Knollen oder Zwiebeln, in denen sie bereits im Sommer des Vorjahres Reservestoffe einlagern. Mit Hilfe dieser können sie im Frühling Blätter und Blühtriebe bilden.

Strukturvielfalt und Dynamik prägen die Auen

Die Umweltbedingungen kaum eines anderen Lebensraumes sind so stark vom Fließgewässer, das es durchzieht, geprägt, wie die der Auen. Auen gehören zu den Feuchtlebensräumen unserer Landschaft und sind eine wichtige Schnittstelle von Land- und Wasserlebensraum. „Hochwasser und Niedrigwasser führen zu einer ausgeprägten Dynamik. Es kommt zu Uferabrissen und Anlandungen, Altarme werden geflutet, Mäanderschlingen durchbrochen und neue Inseln entstehen. So verändert das Wasser den Lebensraum ständig“ erklärt Barbara Wurm, Fachbeirätin für Botanik des Naturschutzbundes OÖ. Diese große Strukturvielfalt ist ausschlaggebend dafür, dass die Auen zu den Lebensräumen mit der höchsten Artenvielfalt zählen. So kommen Vertreter fast aller Artengruppen hier vor, im Speziellen bieten die Auen aber Habitate für den Biber, Amphibien, Fische sowie Wasser- und Greifvögel.

Auch der typische Lebensraum der Aue, der Auwald, entsteht abhängig vom Grundwasserstand und von der Höhe und Fließgeschwindigkeit der Hochwässer. Es wird zwischen Weichholz-Aue und Hartholz-Aue unterschieden. In der Weichholz-Aue, die man direkt entlang des Gewässers findet, sind Baumarten wie Weiden, Schwarzerlen und Schwarzpappeln häufig. Diese sind bei Hochwässern starker mechanischer Belastung ausgesetzt. Die lange und schmale Blattform wie der Silberweiden oder der Bruchweiden sind an Hochwässer angepasst, sie bieten durch ihre Form weniger Wasserwiderstand und können so die Hochwässer besser überstehen. Werden die Wälder kürzer, seltener und mit geringerer Strömungsgeschwindigkeit überflutet, so bilden sich Hartholz-Auen aus. Hier dominieren Stieleichen, Feldulmen, Flatterulmen und auch Eschen.

Auen, ein stark vom Menschen beeinträchtigter Lebensraum

Wegen der guten Erträge der flachen, gut mit Nährstoffen versorgten Böden ist dieser Lebensraum ein beliebter Ort für die landwirtschaftliche Nutzung - und oft auch für Siedlungsraum. Zusätzlich wirken sich die Begradigung von Flüssen direkt und auch indirekt durch die Beschleunigung der Fließgeschwindigkeit und dem Absinken des Grundwasserstandes auf die Auenflächen aus. Heute sind in Österreich nur noch ca. 15 % der früher einmal bestehenden Auen der großen Flüsse erhalten geblieben. Mit dem Verlust der Auen gehen auch wichtige Ökosystemdienstleistungen wie die Abpufferung von Hochwasserspitzen, die Regeneration des Grundwassers, Sedimentationsraum und Lebensraum für viele Arten verloren. Um diesem Trend ansatzweise entgegen zu wirken, werden große Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, bei denen die einst begradigten Flüsse wieder rückgebaut werden. So können, zumindest zu einem kleinen Teil, die wunderschönen Lebensräume der Auen und die für uns Menschen so wichtigen Ökosystemdienstleistungen wiederhergestellt werden.

Infos zur Auenstrategie 2030+

Fotos: Schneeglöckchen © J. Kropfberger       Auwald im Machland im Sommer © A. Schneider                                                                         Europäischer Biber, ein typischer Auwaldbewohner © A. Schneider

Lebensräume - Lebensträume

Jeder Art stellt bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum: Die einen mögen es warm und trocken, die anderen feucht und kühl. Es gibt Arten, welche beispielsweise nur im Wald oder im Moor zu finden sind, andere erobern selbst naturferne Biotope mitten in unseren Städten. Nur eine Landschaft mit einer bunten Palette an unterschiedlichen Lebensräumen bietet zahlreichen Lebewesen eine Heimat. Im Jahr 2021 stellt der Naturschutzbund verschiedene Lebensraumtypen Oberösterreichs, ihre typischen Bewohner und auch Gefährdungsursachen im Rahmen der Artikelserie „Lebensräume – Lebensträume“ vor.

 

Zurück

.