Im Frühling trifft man häufig auf scheinbar hilfsbedürftige Vogelkinder, doch nicht jeder Piepmatz ist tatsächlich in Not, so der Naturschutzbund Oberösterreich. Ist der Jungvogel bereits befiedert, handelt es sich um einen sogenannten Ästling.
Junge Amseln und viele weitere Singvögel sowie Greifvögel und Eulen wie der Waldkauz durchleben eine Ästlingsphase – ein Zeitraum, in dem sie noch nicht voll flugfähig sind, aber sich bereits außerhalb ihres Nestes aufhalten. Unter Anleitung ihrer Eltern erkunden sie die Umgebung, trainieren ihre Flugfähigkeit und die eigenständige Nahrungssuche und werden, je nach Vogelart, noch einige Tage bis Wochen von den Altvögeln mit Futter versorgt und beschützt, so die Vogelkundlerin Heidi Kurz vom Naturschutzbund.
Die Zeit zwischen dem Verlassen des Nestes und dem Erlangen der Selbstständigkeit ist für Wildvögel die gefährlichste Phase ihres Lebens. Die Elterntiere müssen ihren Nachwuchs oft allein lassen, um nach Futter zu suchen. Währenddessen hüpfen die Ästlinge mehr oder weniger schutzlos umher. Mit lauten und für unsere Ohren oft herzzerreißenden Rufen halten die Jungvögel mit ihren Eltern Kontakt. Diese locken allerdings auch so manchen hungrigen Fressfeind an.
Naturschutzbund-Tipp: Belassen oder schaffen Sie Unterschlupfmöglichkeiten wie beispielsweise Hecken oder Reisighaufen im Garten und in der Landschaft. Dann bleiben die kleinen Schreihälse vor Katzen und anderen Beutegreifern meist unentdeckt. Doch auch wir Menschen, die wir die vermeintlich verwaisten Tiere einsammeln, bringen sie in Lebensgefahr. Eine Handaufzucht ist schwierig, zeitintensiv und dennoch meist von keinem Erfolg gekrönt. Ein Eingreifen ist nur dann nötig, wenn sich die Jungvögel in der Nähe oder sogar auf einer Straße befinden oder anderen Gefahrenquellen ausgesetzt sind. Dann hilft es, sie in das nächste Gebüsch oder in einen niedrigen Baum in unmittelbarer Umgebung des Fundortes zu setzen. Die Altvögel finden ihre Jungen wieder und versorgen diese weiterhin.
Finden Sie ein noch nacktes Vogeljunges, sollte es vorsichtig in das Nest zurückgebracht werden. Im Gegensatz zu Säugetieren nehmen Vögel ihre Jungen weiterhin an, auch wenn sie vom Menschen angefasst wurden. Haben Sie eine Freigänger-Katze und möchten Ihren Vogelnachwuchs noch länger im Garten beobachten, dann lassen ist Ihren Stubentiger in dieser Zeit lieber im Haus.
Eulen und Greifvögel, die einer Aufzucht oder Pflege bedürfen, können auf die Greifvogel- und Eulenschutzstation OAW des Naturschutzbundes Oberösterreich nach Linz/Ebelsberg gebracht werden.
15.05.2024