Hecken - Netzwerke der Landschaft

Lebensraum des Monats August

Ursprünglich vor allem zur Abgrenzung der Viehweiden von Mähwiesen und Äckern angelegt, erfüllen Hecken zahlreiche Funktionen: Sie gliedern die Landschaft und schützen vor Wind- und Bodenerosion. Uns Menschen liefern sie vitaminreiche Früchte, die zu Marmeladen und anderen Spezialitäten verarbeitet werden können. Sie bieten zahlreichen Tierarten Nahrung und Unterschlupf und tragen vor allem in stark ausgeräumten Gebieten zur Vernetzung bei.

Naturnahe, vielschichtige Hecken, aufgebaut aus heimischen Baum- und Straucharten, zählen zu den besonders wertvollen, da sehr artenreichen Saumbiotopen. Verantwortlich dafür ist der sogenannten Grenzlinien-Effekt:  In den Übergangsbereichen von einem Lebensraumtyp in einen anderen (Acker - Krautsaum - Heckenrand - Heckeninneres) treten auf kleinstem Raum die verschiedensten Standortfaktoren auf, wodurch besonders viele Lebewesen mit den unterschiedlichsten Ansprüchen hier Platz finden. Verschiedene Vogelarten wie die Heckenbraunelle nisten in den Zweigen der Sträucher und suchen hier Schutz vor Witterung und Beutegreifern. Stein-, Laub- und Reisighaufen bieten zusätzliche Strukturvielfalt und werden gerne von verschiedenen Amphibien- und Reptilienarten wie Erdkröte und Blindschleiche als Winterquartier genutzt.

Netzwerk und Wanderwege

Hecken dienen durch ihre linienförmige Struktur der Vernetzung der Landschaft. Sie stellen Leitsysteme bei Wanderungen, bei der Ausbreitung oder Nahrungssuche dar. So nutzen auch Fledermäuse Hecken als Orientierungshilfe bei ihren nächtlichen Jagdflügen.

Heckenbraunelle © R. Jagersberger

Nahrung in Hülle und Fülle

Im Frühling und Sommer bieten Hecken knospen- und laubfressenden Tieren ein großes Angebot an schmackhaftem Grün. Ein breiter Wiesen- und Hochstaudensaum entlang der Hecke lockt verschiedenste Blütenbesucher an und dient gleichzeitig als Puffer zwischen Acker und Hecke. Drosseln, Eichelhäher, Eichhörnchen und viele andere Gourmets lassen sich im Herbst die Früchte und Nüsse schmecken.

Kein Wunder, dass auch für Nicht-Vegetarier - angefangen von Insektenfressern wie dem Grauschnäpper bis hin zu Waldohreule und Steinmarder - hier der Tisch reich gedeckt ist.

In agrarisch intensiv genutzten Landschaften haben Hecken auch eine große Bedeutung für die Tiere der Feldflur wie Feldhase, Rebhuhn und Reh, da sie für diese Nahrungs- und Rückzugsräume während der Mahd oder nach dem Abernten der Felder darstellen.

Früchte vom Gewöhnlichen Schneeball. © J. Kropfberger

Orgelpfeifen, Heilmittel und süße Leckereien

In vergangenen Zeiten wurden die Hecken auf vielfältige Weise von uns Menschen genutzt. Das mineralstoffreiche Laub wurde an das Vieh verfüttert. Mit der Rinde und den Wurzeln der Berberitze wurden Wolle und Leder gelb gefärbt. Aus den Samenkapseln des Gewöhnlichen Spindelstrauches gewann man roten und grünen Farbstoff. Das Holz diente nicht nur als Brennholz, sondern auch als Werkholz zum Drechseln und Flechten. So wurde das schwere und zähe Holz des Roten Hartriegels zu Spazierstöcken und Werkzeuggriffen verarbeitet. Instrumentenbauer verwendeten das Holz des Spindelstrauches für den Bau von Orgelpfeifen. Die aus dem Holz des Faulbaums gewonnene Kohle diente gar als Schießpulver.

Auch heute noch werden die Blüten von Weißdorn als Herz stärkendes Mittel verwendet und der „Hollerblütentee“ als Vorbeugung gegen Erkältungskrankheiten getrunken. Die Früchte vieler Heckensträucher können zu schmackhaften Marmeladen, Gelees, Säften, Sirup, Schnäpsen und Kompott verarbeitet werden. Doch auch hier reichte die Nutzung früher weiter. So wurden zum Beispiel die gemahlenen Früchte des Weißdorns in Notzeiten als Mehlersatz und die gerösteten Kerne als Kaffeeersatz verwendet.

Nutzen für die Landwirtschaft

Hecken bremsen durch ihre Barrierewirkung den Wind und schützen so den wertvollen Boden vor Verwehung. Sie reduzieren die Verdunstung und fördern die Taubildung, wodurch es zu einer Verbesserung des Mikroklimas im Umfeld der Hecke kommt. Auf Grund dessen zeigen die meisten Kulturpflanzen im Schutz von Hecken ein besseres Wachstum. Experimente, in verschiedenen Regionen Europas durchgeführt, bewiesen gar eine Ertragssteigerung von über 10 % - vor allem bei Zuckerrüben, Kartoffeln und Hafer, aber auch bei Mais und Wintergetreide. Kleine Einbußen, durch Schattenwurf im Nahbereich der Hecke hervorgerufen, werden dadurch mehr als ausgeglichen.

Parallel zur Hangfront angelegte Heckenzüge vermindern bei Regen das oberflächliche Abfließen des Wassers und dadurch die Bildung von Muren und Hangrutschungen. Das verzweigte Wurzelwerk der Sträucher festigt zusätzlich den Untergrund.

Hecken stellen Rückzugsgebiete für Nützlinge wie Blütenbestäuber (Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen) sowie natürliche Schädlingsvertilger wie Florfliegen, Laufkäfer und Marienkäfer dar. Sie leisten somit integrierten Pflanzenschutz für die umliegenden landwirtschaftlichen Flächen.

Vor allem entlang von Straßen und im Siedlungsbereich ist die staub- und lärmschluckende Wirkung des dichten Ast- und Blattwerks von großem Vorteil. Auch als Schutz vor neugierigen Blicken kann eine Hecke dienen.

Einfach idyllisch

Hecken erfüllen nicht nur viele Funktionen in der Landschaft, sie machen diese vielgestaltig und abwechslungsreich. Reichgegliederte Heckenlandschaften werden von uns Menschen als schön und idyllisch empfunden und gern für Erholungszwecke genutzt. Trotz allem sollten Hecken nicht wahllos gepflanzt werden. Ungeeignete Standorte für die Anlage sind an sich wertvolle Lebensräume wie Halbtrockenrasen oder Feuchtwiesen.

Viele weitere Infos zum Thema Hecken und ihre Bedeutung finden Sie unter „Natur verbindet“:

Hecken pflanzen. Aber wie? (Merkblatt)

Hecken, Feld- und Ufergehölz (Markblatt)

Hecken für die Land(wirt)schaft (Merkblatt)

Die Neuanlage von Hecken wird im Rahmen der Aktion „Naturaktives Oberösterreich“ vom Landes OÖ, Abteilung Naturschutz gefördert. Informationen dazu finden Sie hier.

Lebensräume - Lebensträume

Jeder Art stellt bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum: Die einen mögen es warm und trocken, die anderen feucht und kühl. Es gibt Arten, welche beispielsweise nur im Wald oder im Moor zu finden sind, andere erobern selbst naturferne Biotope mitten in unseren Städten. Nur eine Landschaft mit einer bunten Palette an unterschiedlichen Lebensräumen bietet zahlreichen Lebewesen eine Heimat. Im Jahr 2021 stellt der Naturschutzbund verschiedene Lebensraumtypen Oberösterreichs, ihre typischen Bewohner und auch Gefährdungsursachen im Rahmen der Artikelserie „Lebensräume – Lebensträume“ vor.

 

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