Mehr als nur Grün: Der Gewöhnliche Spindelstrauch oder Pfaffenhütchen

Pflanze des Monats Oktober

Früchte des Pfaffenhütchens © Heidi Kurz

Gerade jetzt im Herbst ist der Gewöhnliche Spindelstrauch (Euonymus europaeus), auch Pfaffenhütchen genannt, ganz besonders auffällig und wunderschön anzusehen. Das sich verfärbende Laub leuchtet in der gesamten Farbpalette der Rottöne und auch die außergewöhnlich gestalteten und intensiv rosa und orange leuchtenden Früchte ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb möchte der Naturschutzbund Oberösterreich diesen heimischen Strauch unter der Artikelreihe „Mehr als nur Grün“ im Oktober vorstellen.

Von den besonders gestalteten Früchten leitet sich der deutsche Name Pfaffenhütchen ab, da das Aussehen der Früchte an die Kopfbedeckung eines katholischen Priesters, das Birett, erinnert.
Die Früchte sind sogenannte Kapselfrüchte. Sie bestehen aus vier Fruchtklappen, die rosa bis karminrot gefärbt sind und im reifen Zustand aufspringen, sodass die vier von einem orange gefärbten Samenmantel umgebenen Samen zum Vorschein kommen. Zahlreiche Vögel, wie Amsel und andere Drosseln, Elster und Rotkehlchen, lieben die Samen als Nahrung und verbreiten so auch diese.
 

Für uns Menschen, aber auch für Pferde, Ziegen und Schafe sind die Früchte wie auch die restlichen Teile der Pflanze giftig. Der chemische Aufbau des Giftes ähnelt jenem des Fingerhutes. Die Vergiftungserscheinung treten vor allem im Bereich des Verdauungstraktes auf. Übelkeit, Koliken und Kreislaufstörungen können die Folge sein, in seltenen Fällen kann sogar der Tod eintreten. Früher machte man sich die insektenabtötende Wirkung der zu einem Pulver gemahlenen Samen zu Nutze. Dieses Pulver wurde äußerlich aufgebracht zur Behandlung von Kopfläusen, Krätzmilben und Hautgeschwüre verwendet.

Aber nicht nur durch Samen vermehrt sich das Pfaffenhütchen, es ist auch in der Lage sich durch Wurzelbrut auszubreiten. So können sehr dichte Bestände entstehen, die auch zur Befestigung von Böschungen und Ufern genutzt werden.

Von Natur aus kommt diese heimische Gehölz-Art häufig in Auwäldern, Waldrändern und Ufergebüschen vor. In Hecken und auch in Gärten wird das Pfaffenhütchen gerne gepflanzt. Der Strauch erreicht eine Höhe zwischen 1,5 und 3 m, in Ausnahmefällen bis zu 6 m. Typisch für das Pfaffenhütchen ist der sparrige Wuchs, welcher durch die fast rechtwinkelig abstehenden Seitenzweige entsteht. Wer sich die jüngeren Zweige etwas genauer ansieht, kann jeweils zwei bis vier Korkleisten feststellen. So spektakulär die Früchte gestaltet sind, so unspektakulär sind die Blüten. Diese werden im Mai und Juni gebildet und sind nur etwa 1 cm groß und auf Grund der grünlich-gelben Blütenfarbe äußerst unscheinbar. Das gelbliche Holz des Pfaffenhütchens ist hart und zäh und wurde daher gerne für Drechselarbeiten, wie Spindeln, aber auch für die Herstellung von Orgelpfeifen oder Stricknadeln verwendet. Daher kommt auch der zweite deutsche Name Gewöhnlicher Spindelstrauch.

         

Fotos: Blüten des Gewöhnlichen Spindelstrauches ©  G. Fuß      Gewöhnlicher Spindelstrauch im Spätherbst © J. Kropfberger       Rotkehlchen lieben die Samen des Pfaffenhütchens © J. Limberger

Mehr als nur Grün

Der Naturschutzbund Oberösterreich stellt im Jahr 2020 unter dem Motto „Mehr als nur Grün“ jeden Monat botanische Kostbarkeiten und „Allerweltsarten“, Pflanzen mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum oder Besonderheiten in ihrer Lebensweise vor.

Pflanzen melden auf Naturbeobachtung.at!

 

 

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