Die Natur erweist sich immer wieder als äußerst einfallsreich. Vor allem Pflanzen, da fest im Boden verwurzelt, haben die unterschiedlichsten Tricks und Kniffe entwickelt, um die Bestäubung ihrer Blüten zu sichern. Eine der spannendsten heimischen Pflanzen hinsichtlich ihrer Bestäubungsbiologie ist der Gefleckte Aronstab (Arum maculatum) , dessen Blütezeit von April bis Mai reicht.
Aufgeheizte Partystimmung im Hexenkessel
Am Abend produziert der Kolben Wärme und heizt den Kessel tüchtig auf. Die Temperatur kann bis zu 16 °C über der Außentemperatur der oft noch kühlen Frühlingsnächte liegen. Durch die Wärmeentwicklung verströmt der Kolben einen harnartigen Geruch, der vor allem Schmetterlingsmücken und Aasfliegen anlockt. Das Heizmaterial ist Stärke, die in großen Mengen im Kolben gespeichert ist.
Die winzigen Zweiflügler, welche auf einen geeigneten Eiablageplatz und Paarungspartner hoffen, finden bei der Landung am glatten, mit einem Ölfilm überzogenen Hüllblatt keinen Halt und rutschen zwischen den nach unten gerichteten Borstenhaaren in den Kesselgrund.
Die glatten Wände des Kessels und die Reusenhaare verhindern, dass die Insekten die Blüte gleich wieder verlassen können. Bestenfalls kann nun die Bestäubung der weiblichen Blüten erfolgen. In der Nacht platzen die männlichen Staubblätter auf und bepudern die Eingeschlossenen. Am nächsten Morgen erschlaffen das Hüllblatt und die Borsten am Ausgang des Kessels. Die mit frischem Pollen beladenen Besucher entschwinden in die Freiheit. In der folgenden Nacht geht die Party in einem anderen Blütenstand weiter. Beim Gefleckten Aronstab handelt es sich also um eine Kessel-Gleitfallenblume. War die Bestäubung erfolgreich, entwickeln sich bis in den Spätsommer leuchtend rot Beeren.
Mehr als nur Grün
Der Naturschutzbund Oberösterreich stellt im Jahr 2020 unter dem Motto „Mehr als nur Grün“ jedes Monat botanische Kostbarkeiten und „Allerweltsarten“, Pflanzen mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum oder Besonderheiten in ihrer Lebensweise vor.