Langsam fallen die letzten Blätter zu Boden. Hecken und Laubwälder werden wieder licht, doch manche Pflanzen wie der Efeu (Hedera helix) zeigen sich unbeirrbar in sattem Grün. Die ausdauernde Kletterpflanze ist immergrün und einer der letzten Nektarspender im Herbst. Aus diesem Grund möchte der Naturschutzbund Oberösterreich ihn unter der Artikelreihe „Mehr als nur Grün“ im November vorstellen.
Der Efeu beginnt erst im August zu blühen und tut dies oft bis in den Dezember hinein. Die Früchte reifen von Jänner bis April. Obwohl für uns Menschen giftig, werden die dunklen Beeren gerne von verschiedenen Vogelarten gefressen. Aus den Blättern kann ein Extrakt zur Linderung von chronisch-entzündlichen Bronchialerkrankungen und akuter Entzündungen der Atemwege gewonnen werden.
Denken wir heutzutage an den Efeu, so verbinden wir mit ihm eher düstere Orte oder gar Friedhofsatmosphäre, gedeiht er doch mit seinen dichten, dunkelgrünen Blättern gerne an schattigen Plätzen und überwuchert Mauern und Gräber. Zur Zeit der alten Ägypter, Griechen und Römer hatte er jedoch ein ganz anderes Image. Ob Osiris, Dionysos oder Bacchus – im Altertum galt Efeu durchweg als Symbol der fröhlich feiernden Götter und ihrer Gelage. Seine immergrünen Blätter galten als Symbol ewigen Lebens.
Herbstlicher Lebensspender
Bienen, Wespen und Schmetterlinge „fliegen“ auf den Efeu, blüht die Kletterpflanze doch erst, wenn sonst nur noch wenige Nektarquellen zur Verfügung stehen. Die in einer Halbkugel angeordneten, unscheinbar gelbgrünen Blüten sind völlig offen, so dass jeder Besucher einen reich gedeckten Tisch vorfindet. Praktisch alles, was sechs Beine hat, kommt im Herbst hier vorbei. Die Efeu-Seidenbiene (Colletes hederae) hat sich sogar auf diese Pflanze spezialisiert und versorgt ihren Nachwuchs ausschließlich mit seinem Nektar und Pollen, so die Insektenkundlerin Mag.a Gudrun Fuß vom Naturschutzbund.
Auch nach dem Verblühen ist der Efeu eine wichtige Nahrungsquelle. Die im Winter blauschwarz heranreifenden Früchte werden vor allem von Staren, Rotkehlchen, Amseln und anderen Drosseln gerne gefressen. Bis der Efeu das erste Mal zur Blüte kommt, dauert es allerdings acht bis zehn Jahre.
Erst langsam, dann schnell
Efeu kann über 200 Jahre alt werden und mehr als 20 Meter hoch klettern. In seiner Jugend wächst er langsam, kann aber später jährlich über 2 Meter pro Jahr zulegen. Zunächst bildet die Pflanze ausschließlich Klettertriebe mit den typischen drei- bis fünflappigen Blättern aus. Erst im Alter zeigen sich Blütentriebe mit den rundlichen Blättern, diese unterschiedliche Ausgestaltung der Blätter nennt man Heterophyllie. Efeu lässt sich mit Stecklingen einfach vermehren. Verwendet man jedoch Stecklinge aus Blütentrieben, so bilden diese niemals Kletterwurzeln und können nur als Bodendecker verwendet werden.
Hilfreich bei Erkrankungen der Atemwege
Fotos: Efeu-Beeren © Pixybay Mit Hilfe seiner Haftwurzel erklimmt der Efeu Bäume, aber auch Hauswände und Mauern. © J. Limberger
Mehr als nur Grün
Der Naturschutzbund Oberösterreich stellt im Jahr 2020 unter dem Motto „Mehr als nur Grün“ jeden Monat botanische Kostbarkeiten und „Allerweltsarten“, Pflanzen mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum oder Besonderheiten in ihrer Lebensweise vor.
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