Als einer der ersten heimischen Wildsträucher beginnt die Hasel (Corylus avellana) noch vor Weiden und Dirndl bereits im Februar zu blühen. Mit ihren bis zu zehn Zentimeter langen männlichen Blütenkätzchen bringt sie erste gelbe Farbtupfer ins winterliche Graubraun der Gehölze. Über 150 Tierarten ernähren sich von den Blättern, Früchten und dem Holz des Haselstrauchs.
Des einen Freud, des Pollenallergikers Leid – durch das länger werdende Tageslicht und mit jedem sonnigen Tag blühen die pollentragenden männlichen Kätzchen mehr auf. Für die Bestäubung der Hasel ist der Wind zuständig. Es werden deshalb große Mengen an Blütenstaub produziert, die sich beim leichtesten Windhauch lösen und in die Luft gelangen, weiß Mag. Gudrun Fuß, Ökologin des Naturschutzbundes Oberösterreich. Für Bienen bieten die männlichen Blüten willkommene Pollen-nahrung nach dem Winter. Die weiblichen Blüten sind recht unscheinbar, lediglich
die roten Narben ragen aus den Knospen hervor.
Kurz nach der letzten Eiszeit war die Hasel in Mitteleuropa das dominierende Gehölz. Ihre Ausbreitung wurde dabei sicher von den Menschen der Mittleren Steinzeit begünstigt, da die schmackhaften Haselnüsse mit 20 Prozent Eiweiß und 60 Prozent Fett wichtige und haltbare Kalorienlieferanten waren.
Die lange Verbundenheit des Menschen mit dem Wildstrauch führte dazu, dass die Hasel im Aberglauben eine wichtige Rolle spielte und sich nach wie vor viele Mythen um sie ranken. Respektvoll wurde sie „Frau Haselin“ genannt, ihre Zweige wurden als Wünschelruten eingesetzt und sollten unter anderem Schutz vor dem Bösen Blick gewähren. Auch Aschenbrödel wünschte sich für das Grab ihrer Mutter eine Haselgerte.
Aus den langen, biegsamen Ruten wurden Flechtzäune, Fassreifen und auch Spazierstöcke gefertigt. Die Holzkohle der Hasel diente zur Herstellung von Schießpulver und Zeichenkohle.
Doch der bis zu fünf Meter hohe Strauch wird nicht nur von den Menschen geschätzt, sondern bietet über 100 Insekten-, 33 Säuger- und mindestens 10 Vogelarten Nahrung und Lebensraum. Viele dieser Tiere führen ein heimliches Leben und nur die angeknabberten Nussschalen zeugen von ihrer Anwesenheit. Übrigens kann man an Hand der Fraßspuren gut ermitteln, ob sich Eichhörnchen, Mäuse, die Haselmaus oder gar der Haselnussbohrer an den Nüssen gütlich getan haben. Dieser Käfer nutzt die Früchte als Kinderstube für seine Nachkommen, da sie hier Schutz vor Feinden und genügend Nahrung finden. Eine Hasel ist für nahezu jeden Garten geeignet, denn man kann sie auch kräftig schneiden, ohne ihr zu schaden.
Übrigens: Fraßspuren von Haselmaus, Eichhörnchen und Co. an Haselnüssen können gemeldet werden auf: www.naturbeobachtung.at
Mehr als nur Grün
Der Naturschutzbund Oberösterreich stellt im Jahr 2020 unter dem Motto „Mehr als nur Grün“ jedes Monat botanische Kostbarkeiten und „Allerweltsarten“, Pflanzen mit besonderen Ansprüchen an ihren Lebensraum oder Besonderheiten in ihrer Lebensweise vor.