Lebensraum des Monats Juli
Frei nach dem Motto „Auf der Mauer, auf der Lauer …“: Trockensteinmauern und Steinhaufen bieten nicht nur Wanzen, sondern auch vielen anderen heimischen Wildtieren Lebensraum, Unterschlupf, Nistplatz und Winterquartier. Zudem sind die Mauerritzen und die Mauerkrone ein idealer Standort für Wärme liebende und an Trockenheit angepasste heimische Pflanzenarten. Wer eine Trockensteinmauer oder einen Steinhaufen in seinem Garten bauen möchte, kann dies relativ einfach umsetzen - kräftige Arme vorausgesetzt.
Trockensteinmauern sind nicht nur Lebensraum für verschiedenste Tier- und Pflanzenarten, von Hand und ohne Mörtel versetzte Natursteinmauern aus landschaftstypischem Gestein eignen sich ideal zum Terrassieren von Hanggrundstücken oder als Stütz- und Begrenzungsmauern entlang von Einfahrten, Wegen und Sitzplätzen. Idealerweise an einem sonnigen Platz, aber durchaus auch im Schatten möglich, können sie überall im Garten angelegt werden.
Die Ritzen und Spalten unverputzter, gut besonnter Mauern sind vor allem bei Reptilien wie Schlingnatter, Blindschleiche, Zaun- und Mauereidechse beliebt. Einerseits bieten Hohlräume sichere Versteckmöglichkeiten, andererseits können die wechselwarmen Tiere auf den sonnenbeschienen Steinen Energie tanken.
Tief im Inneren der Mauer hingegen bleibt es auch bei hochsommerlichen Temperaturen kühl und feucht. Diese Stellen werden gerne von Tieren wie der Erdkröte aufgesucht, die sich hier vor Überhitzung und Austrocknung schützt.
In größeren Mauernischen können Vögel und Kleinsäuger ihre Nester anlegen, was auch das Mauswiesel, das ihnen nachstellt, zu schätzen weiß. In schmalen Ritzen und Fugen lauern beispielsweise Spinnen auf Beute oder legen Grabwespen und Blattschneiderbienen ihre Nester an. Blütenbesuchende Insekten werden von den „Mauerblümchen“ angelockt.
Mauerblümchen
An trocken-warmen Standorten sind vor allem Dickblattgewächse wie Mauerpfeffer- und Hauswurz-Arten, aber auch viele aromatisch-duftende Kräuter wie Echter Dost und Thymian zu finden. Kühle und schattige Mauerabschnitte werden von Zimbelkraut und Streifenfarnen besiedelt.
Vielfältig sind die Anpassungen der Pflanzen an diesen Extremstandort: So speichert der Mauerpfeffer das dringend benötigte Wasser in seinen dickfleischigen Blättern. Besonders ausgeklügelt ist der Fortpflanzungsmechanismus des Zimbelkrautes: Ein Teil der Samen bleibt fest mit dem Fruchtstiel verbunden, der weg vom Licht weiterwächst und so die Samen in die Mauerritze hineinschiebt.
Altes Kulturgut
Trockensteinmauern sind nicht nur ein neuer Modetrend in Naturgärten. Vielmehr dienen sie seit Jahrhunderten uns Menschen als Begrenzung von Gärten und Viehweiden, als Friedhofs-, Burg- und Klostermauern, zur Terrassierung von Weingärten oder Feldern und stellen so wichtige Kleinstrukturen in unserer Kulturlandschaft dar.
Übrigens: Wer keinen Platz für eine Trockensteinmauer hat, kann mit einem möglichst hohlraumreichen Steinhaufen einen Ersatz bieten.
Tipps zur Anlage von Trockensteinmauern und Steinhaufen sowie zur Anlage von anderen typischen Elementen eines Naturgartens finden Sie in der INFORMATIV-Sondernummer „Naturparadies Garten“
Lebensräume - Lebensträume
Jeder Art stellt bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum: Die einen mögen es warm und trocken, die anderen feucht und kühl. Es gibt Arten, welche beispielsweise nur im Wald oder im Moor zu finden sind, andere erobern selbst naturferne Biotope mitten in unseren Städten. Nur eine Landschaft mit einer bunten Palette an unterschiedlichen Lebensräumen bietet zahlreichen Lebewesen eine Heimat. Im Jahr 2021 stellt der Naturschutzbund verschiedene Lebensraumtypen Oberösterreichs, ihre typischen Bewohner und auch Gefährdungsursachen im Rahmen der Artikelserie „Lebensräume – Lebensträume“ vor.