Tag des Luchses: Fortbestand in den Nördlichen Kalkalpen fraglich

Eurasischer Luchs © Josef Limberger

Am 11. Juni ist Internationaler Tag des Luchses. Doch trotz Wiederansiedlung stagniert die Zahl der Luchse in den Nördlichen Kalkalpen. Seit mehreren Jahren gibt es kaum Nachwuchs in der Region rund um den Nationalpark Kalkalpen im Süden von Oberösterreich, dafür herbe Verluste durch Wilderei: Der Luchs droht erneut auszusterben. Es braucht dringend eine gemeinsame Marschrichtung aller Beteiligten und aktive Maßnahmen wie weitere Bestandsstützungen für eine überlebensfähige Luchs-Population, fordert der Naturschutzbund.

Im Nationalpark Kalkalpen wurden 2011, 2013 und 2017 drei Weibchen und zwei Männchen (Wildfänge aus der Schweiz) auf Initiative der ARGE LUKAwiederangesiedelt – aus fachlicher Sicht viel zu wenige Tiere, um eine stabile Population zu etablieren. Zum Vergleich: Die Luchse im Mühl- und Waldviertel entstammen einem Wiederansiedlungsprojekt mit 17 slowakischen Karpaten-Luchsen im Gebiet des heutigen tschechischen Šumava-Nationalparks in den 1980er-Jahren und sind aus Tschechien und Bayern nach Österreich zugewandert. Auch stellt das Vorkommen im Nationalpark Kalkalpen eine isolierte Population dar. Eine Zuwanderung von Luchsen beispielswiese aus der Böhmisch-Bayerisch-Österreichischen Population ist daher eher unwahrscheinlich.

Die wieder angesiedelten Tiere reproduzierten zuerst erfolgreich, jedoch sind einige Luchse verschollen bzw. wurden nachweislich zwei Tiere illegal geschossen. Aktuell (2020) leben im Gebiet um den Nationalpark Kalkalpen sechs Luchse, allerdings stagniert die Reproduktion in den letzten Jahren aus ungeklärten Gründen. In den Jahren 2015, 2016, 2017 gab es keinen Nachweis von Reproduktion. 2018 konnte einmal ein einziges Jungtier nachgewiesen werden. Über dessen Verbleib weiß man jedoch nichts. 2019 konnten wiederum keine Jungtiere nachgewiesen werden.

Nächste Schritte sind dringend notwendig, um zu verhindern, dass der Luchs in den Nördlichen Kalkalpen ein zweites Mal ausstirbt! Vor allem um weitere Auswilderungen wird man nicht herum kommen, um eine möglichst breite genetische Basis für eine gesunde Luchs-Population zu erreichen. Nach Oberösterreich sind nun vor allem die angrenzenden Bundesländer gefordert, die Initiative zu ergreifen und aktiv Maßnahmen für den Fortbestand des seltenen und streng geschützten Beutegreifers zu setzen - nicht zuletzt auch deshalb, da Österreich aufgrund der FFH-Richtlinie verpflichtet ist, einen günstigen Erhaltungszustand für den Luchs zu erreichen bzw. zu erhalten.

Bei einer Umfrage in Oberösterreich zeigten sich 90 % der Befragten gegenüber den Bemühungen, den Luchsfortbestand zu sichern, positiv eingestellt. Ausschlaggebend für das Überleben des Luchses in Mitteleuropa ist jedoch vor allem die Akzeptanz des Luchses durch die Jägerschaft und die Bereitschaft, ihn als natürlichen Bestandteil des Ökosystems zu sehen. Nur dann kann der Luchs in unseren Wäldern wieder dauerhaft Fuß fassen.

Der Naturschutzbund appelliert an alle Beteiligten, vor allem an die Politik und die Jägerschaft, dem Luchs eine Chance zu geben. Die Akzeptanz in großen Teilen der Bevölkerung zeigt in die richtige Richtung.

Weiterlesen: Naturschutzbund und WWF: Luchs in Österreich ist vom Aussterben bedroht

ARGE LUKA: Die 2008 gegründete Arbeitsgemeinschaft LUKA (Luchs OÖ. Kalkalpen) bestehen aus Vertretern von Nationalpark Kalkalpen, Naturschutzbund Oberösterreich, dem OÖ. Jagdverband, den Österreichischen Bundesforsten, dem WWF, dem Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Uni Wien (WIFI), der Abteilung Naturschutz, Land OÖ, dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und weiteren Partnern. Oberstes Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist es, dem Luchs ein dauerhaftes Überleben in den nördlichen Kalkalpen zu ermöglichen und langfristig die Vernetzung der Luchspopulation in den Alpen und der Böhmischen Masse sicherzustellen. Mittlerweilen ist auch in der Steiermark eine ähnliche Arbeitsgruppe entstanden.

 

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