Traditionelle Fettwiesen – vielfältig und nährstoffreich zugleich

Artenreiche Fettwiese © G. Fuß

Lebensraum des Monats Juni

Bunte Blumen soweit das Auge reicht. Überall summt und brummt es. Bunte Gaukler flattern elegant von Blüte zu Blüte, dazu vernehmen wir das angeregte Gezirpe diverser Heuschreckenarten. So stellen wir uns in Gedanken eine Wiese vor. Die Realität ist leider oft eine andere. Traditionell bewirtschaftete, artenreiche Wiesen verschwinden zusehends aus unserer Kulturlandschaft. Sie müssen landwirtschaftlichen Intensivflächen weichen oder werden als Bauland versiegelt.

Wiesen sind in unsern Breiten fast immer vom Menschen geschaffene Lebensräume. Die traditionellen, artenreichen Fettwiesen unterhalb der Baumgrenze wurden schon vor vielen Jahrhunderten durch Rodung der Wälder gewonnen und zeichnen sich durch großen Artenreichtum aus. In der subalpinen Höhenstufe waren einst Goldhaferwiesen mit dem namensgebenden Goldhafer (Trisetetum flavescentis) mit mehr als 40 Pflanzenarten pro m² die typischen Wiesenformen. Darunter in der montanen und collinen Stufe finden sich die ebenfalls sehr artenreichen Glatthaferwiesen, benannt nach dem Glatthafer (Arrhenateretum elatioris), die mittlerweile jedoch schon fast verschwunden sind.

Auf den Boden kommt es an

Bietet der Boden günstige Feuchtigkeits- und Nährstoffverhältnisse, so können auf ihm Fettwiesen gedeihen, die meist dicht- und hochwüchsig sind. Als erstes sticht meist der Wiesensalbei (Salvia pratensis) hervor, dessen blaue Blüten den Ton angeben. Daneben fällt der gelb blühende Wiesenpippau (Crepis biennis) und die blassviolett blühende Ackerwitwenblume (Knautia arvensis) ins Auge. Im Anschluss blühen Wiesen-Glockenblume (Campanula patula), Wiesen-Flockenblume (Centaure jacea) sowie eine Reihe anderer Wildblumen, deren Blüten von vielen verschiedenen Insektenarten besucht werden. Artenreiche Fettwiesen bieten nicht nur vielen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum und tragen zur Biodiversität in der Landschaft bei, sondern liefern auch hochwertiges, kräuterreiches Futter für Nutztiere.

Zu Tode intensiviert

Heute sind Fettwiesen sehr oft stark veränderte, gefährdete Pflanzengemeinschaften und Lebensräume.

Durch Überdüngung, Erhöhung der Schnitthäufigkeit und früherem Beginn der Mahd sind sie bis zur Unkenntlichkeit verändert worden. Die angeführten Maßnahmen führen zu einem Verschwinden der typischen Wiesenblumen, da sich durch hohe Düngegaben nährstoffliebende, konkurrenzstarke Arten wie Löwenzahn (Taraxacum officinale agg.), Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) durchsetzen können und andere Wiesenblumen auf Grund der häufigen Mahd nicht mehr zur Blüte, geschweige denn zur Samenbildung gelangen können. Im Extremfall besteht die Artenzusammensetzung von Intensivgrünland lediglich aus einer Handvoll Grasarten.

Artenarmes, gräserdominiertes Intensivgrünland © G. Fuß

Extensivierung überhaupt möglich?

Sollte man sich entschließen, solche Hochleistungs-Silage-Grünäcker wieder in naturnahe, artenreich Wiesen zu verwandeln, muss man sich auf einen mühseligen Weg gefasst machen. Wiesenarten wie zum Beispiel die Acker-Witwenblume bilden verhältnismäßig wenig Samen aus, die sich auch nicht weit verbreiten. Seltene Arten, die sich auf der Roten Liste befinden, fehlen schon weitgehend und können daher eine Fläche nicht von außen wieder besiedeln. Eine Extensivierung der Bewirtschaftung ist daher oft zu wenig, die Flächen müssten mit geeignetem Saatgut wieder neu angelegt werden. Der Erhalt artenreicher, naturnaher Wiesen muss daher oberste Priorität haben.

Der Naturschutzbund Oberösterreich setzt sich durch „Naturfreikäufe“ für artenreiche Wiesen ein. Unterstützen Sie durch Ihre Spende die Aktion Naturfreikauf

2016 hat der Naturschutzbund Oberösterreich ein Sonderheft zum Thema „Lebensraum Wiese“ gestaltet, das nach wie vor nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat und im Naturschutzbund-Büro erhältlich ist (E-Mail: oberoesterreich@naturschutzbund.at).

Lebensräume - Lebensträume

Jeder Art stellt bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum: Die einen mögen es warm und trocken, die anderen feucht und kühl. Es gibt Arten, welche beispielsweise nur im Wald oder im Moor zu finden sind, andere erobern selbst naturferne Biotope mitten in unseren Städten. Nur eine Landschaft mit einer bunten Palette an unterschiedlichen Lebensräumen bietet zahlreichen Lebewesen eine Heimat. Im Jahr 2021 stellt der Naturschutzbund verschiedene Lebensraumtypen Oberösterreichs, ihre typischen Bewohner und auch Gefährdungsursachen im Rahmen der Artikelserie „Lebensräume – Lebensträume“ vor.

 

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