Die Phänologie ist ein spannendes Forschungsfeld, welches sich mit den zeitlichen Abläufen biologischer Ereignisse in der Natur befasst. Sie beschreibt die jährlich wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Pflanzen und Tieren in Bezug auf den Jahreskreis wie beispielsweise Blühbeginn, Blattaustrieb und Fruchtreife. Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2025 mit dieser Wissenschaft, welche Ökologie und Meteorologie verbindet, und stellt typische Phänomene der zehn – statt vier – Jahreszeiten des phänologischen Kalenders vor – beginnend mit dem Vorfrühling.
Im Vorfrühling erwacht die Natur langsam aus dem Winterschlaf und die ersten Frühlingsboten erscheinen: Hasel und Schneeglöckchen blühen, die ersten Zugvögel wie Kiebitz und Feldlerche kehren zurück und die Erdkröten treten ihre Wanderung zum Laichgewässer an. Mit etwas Glück kann man an sonnigen Tagen den ersten Zitronenfalter als gelben Farbklecks in der noch winterkahlen Landschaft entdecken. Abhängig von der Region, der Witterung und der Höhenlage beginnt der Vorfrühling meist Ende Februar oder Anfang März.
Schneeglöckchen – Vorboten des Frühlings
Das Gewöhnliche Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Frühlingsboten. Es blüht oft bereits, wenn noch Schneereste den Boden bedecken. Dank über den Winter in der Zwiebel gespeicherter Reservestoffe schafft sie es, sich durch die noch kalte Erde zu kämpfen und mit seinen weißen, zarten, aber frostharten Blüten den Beginn der wärmeren Jahreszeit einzuläuten. Nicht nur wir Menschen freuen uns nach den langen Wintermonaten über dieses Symbol für das zeitige Frühjahr, die Blüten des Schneeglöckchens sind auch wichtige Nahrungsquelle für verschiedenste Insekten.
Hasel – der frühe Blühbeginn
Auch der Blühbeginn der Gemeinen Hasel (Corylus avellana) fällt in den Vorfrühling. Die männlichen Blütenstände in Form von Kätzchen sind schon in den Monaten davor an den Sträuchern zu erkennen, bevor sie sich öffnen und ihre gelben Pollen millionenfach in den Wind entlassen – zum Leidwesen vieler Allergiker. Die weiblichen Blüten sind unscheinbar, lediglich die roten Narben ragen aus den Knospen hervor. Obwohl windbestäubt nascht nicht nur die Honigbiene gerne am Blütenstaub der Hasel.
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Zitronenfalter – der erste Schmetterling des Jahres Ein weiteres bemerkenswertes Phänomen zu dieser Jahreszeit ist das Auftreten des Zitronenfalters (Gonepteryx rhamni). Dieser Schmetterling gehört zu den ersten, die nach dem Winter aktiv werden. Der Zitronenfalter hat eine beeindruckende Überwinterungsstrategie: Er verbringt als adulter Schmetterling den Winter an geschützten Stellen. Mit Hilfe von „Frostschutzmitteln im Blut“ wie Glycerin, Sorbit und Eiweißen gelingt es ihm, den Gefrierpunkt der Körperflüssigkeiten so weit zu senken, dass er auch Temperaturen von bis zu minus 20 Grad schadlos überstehen kann. Bei den ersten milden Temperaturen im Februar oder März ist der Falter dann startklar für den Vorfrühling. |
Egal ob Schneeglöckchen oder Zitronenfalter – im Vorfrühling gibt es in der Natur viel zu entdecken. Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtung auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes www.naturbeobachtung.at
Bestellen und Nachlesen: Natur & Land-Sonderheft "Phänologie - die zehn Jahreszeiten"
18.02.2025