Bei diesem angeborenen Phänomen hemmt ein rezessives Gen das Enzym Tyrosinase, welches Melanin (die Basis für die Eulenfarbe) synthetisiert. Nach MIKKOLA, H.J. (2003): Albinism in Owls, Global Owl Project, Gambia, unterscheidet man vier Gruppen von Albinismus: Neben dem "totalen Albinismus", dem "unvollständigen Albinismus" und dem "teilweisen Albinismus" fällt dieser zirka acht Wochen alte Waldkauz in die Kategorie des "unvollkommenen Albinismus". Hierbei ist das Melanin in Augen, Haut und Federn vermindert. Für fast alle diese Typen von Albinismus müssen beide Eltern albinotische Gene besitzen, um ein Albino-Tier zu zeugen. Wenn beide Eltern das Gen tragen und keiner der beiden Albinismus zeigt, steht es eins zu vier, dass die Nachkommenschaft mit Albinismus geboren wird.
Gefunden wurde dieser 315g leichte Kauz, der vermutlich aus einem Nachgelege stammt, unweit des Botanischen Gartens in Linz auf der Straße sitzend. Aufmerksame und vorbildliche Passanten brachten die Jungeule ins Linzer Tierheim. Von dort wurde sie von Konsulent Reinhard Osterkorn abgeholt und auf die Greifvogel- und Eulenschutzstation des Naturschutzbundes Oberösterreich gebracht. Eine erste Diagnose zeigte ein leichtes Schädel-Hirn-Trauma. Das rechte Auge, welches deutlich rotgefärbt ist, muss nicht unbedingt die Folge eines verminderten Melanin-Anteils sein, sondern es könnte sich durch den Unfall auch um eine Blutansammlung handeln. Derzeit wird der für sein Alter deutlich zu kleine Albino-Waldkauz, der als erwachsenes Tier das Durchschnittsgewicht (Männchen 440g und Weibchen 560g) nie erreichen wird, von Herrn Osterkorn mit artgerechter Nahrung aufgezogen, um ihn später zu seinen Artgenossen in das auf der Anlage befindliche Flugtrainingsgehege übersiedeln zu können.