Die Waldspitzmaus lebt bevorzugt in feucht-kühlen Lebensräumen mit dichter Vegetation. Aufgrund ihres hohen Energieverbrauchs, der 80 – 90 % ihres Körpergewichtes beträgt, ist sie fast ständig, tags wie nachts, ober- und unterirdisch auf der Suche nach Regenwürmern, Schnecken, Insekten und anderen Beutetieren. Außerdem ist das nur wenige Gramm schwere Energiebündel eine gute Schwimmerin und jagt selbst im Wasser lebende Insektenlarven, weiß Mag. Gudrun Fuß vom Naturschutzbund Oberösterreich. Ihr Sehsinn ist nur schlecht ausgebildet, weshalb sie sich mit Hilfe von Ultraschalllauten orientiert.
Die Waldspitzmaus lebt solitär und ist sehr territorial, die Kerngebiete ihres Reviers verteidigt sie äußerst vehement. Oft nutzt sie verlassene Kleinsäugerbaue, die sie auch erweitert oder umgestaltet. Sind jedoch keine passenden vorhanden, legt sie oberirdische Nester an geschützten Stellen an.
Das vielfältige Lautinventar der Waldspitzmaus ermöglicht es ihr sogar, ihren Artgenossen unterschiedliche Stimmungen mitzuteilen.
Von April bis September bekommt das Weibchen zwei- bis dreimal pro Jahr zwischen vier und acht Junge, die rund einen Monat bei der Mutter bleiben. Nach dieser Zeit müssen sie selbständig sein und werden aus dem Nest gejagt. Interessanterweise kümmern sich die ansonsten aggressiven Weibchen um den Nachwuchs von Artgenossen, indem sie diesen sogar ins Nest tragen.
Zum Winter hin, ab etwa August reduziert die das ganze Jahr aktive Waldspitzmaus das Gewicht. Selbst die Organe, das Gehirn und die Schädelkapsel verlieren dann an Größe. Diese Schrumpfung kehrt sich im Frühjahr wieder um und im Sommer haben die Tiere wieder ihre ursprüngliche Größe und Masse erreicht.
BEOBACHTUNGSTIPP: Aufgrund ihres bevorzugten Lebensraums ist die Waldspitzmaus meist entlang von Ufern, bei Quellen, in nassen Wäldern und Mooren, zum Beispiel auf Wanderungen, zu finden. In der Nähe von liegendem Totholz oder entwurzelten Bäumen hat man ebenfalls die Chance sie zu beobachten, verrät die Biologin des Naturschutzbundes Oberösterreich, da hier die Beutedichte hoch ist und ein feuchtes Mikroklima herrscht.
Das Projekt „Die Säugetiere Oberösterreichs erleben und erheben“ ist eine Initiative von Naturschutzbund Österreich und Naturschutzbund Oberösterreich gemeinsam mit dem Land Oberösterreich & EU (Fördergeber), Biologiezentrum Linz, apodemus OG & KFFÖ (Fachpartner).