Spätsommer ist Wanderzeit und somit kann es nun wieder vermehrt zum Aufeinandertreffen zwischen Mensch und Kreuzotter kommen. Bei den einen sorgt sie für Angst und Schrecken, auf die anderen wirkt die geschickte Jägerin einfach nur faszinierend. Respektvoller Umgang und etwas Abstand halten sind auf jeden Fall gefragt, dann kann die Begegnung mit der scheuen Schlange zu einem tollen Naturerlebnis werden.
Die Kreuzotter ist neben der Europäischen Hornviper, welche in Oberösterreich nicht vorkommt, die zweite giftige Schlange Österreichs. In Oberösterreich ist die Kreuzotter vor allem in der Phyrn-Eisenwurzen, im Salzkammergut und teilweise im Mühlviertel zu finden, verrät Gudrun Fuß, Ökologin des Naturschutzbundes Oberösterreich.
Um sich wohl zu fühlen, braucht die Kreuzotter ungestörte Standorte mit Sonnenplätzen, auf denen sie sich als wechselwarmes Tier aufwärmen kann. Steinhaufen, trockene Böschungen und Totholz, gerne in der Nähe von Zwergsträuchern wie Heidelbeere oder Erika, sind für sie ideal. Als Rückzugsräume benötigt sie wie die Blindschleiche kleine Busch- und Baumgruppen sowie Waldränder.
Variantenreiche Schönheit
Die Kreuzotter erreicht meist eine Gesamtlänge von 50 bis 60 cm, selten wird sie knapp 90 cm lang, wobei die Weibchen größer werden als die Männchen. Der Kopf ist gut abgesetzt und anders als ihre ungiftigen Verwandten besitzt sie eine senkrecht stehende Pupille und deutlich gekielte Rückenschuppen, die sie als Giftschlange ausweisen.
Ihre Färbung ist sehr variantenreich und reicht bei den Männchen von fast weiß über grau, braungrau bis hin zu gelblich. Bei den Weibchen dominieren Gelb-, Rot- und Brauntöne. Das charakteristische Zickzackband am Rücken muss nicht immer vorhanden sein und ist vor allem bei den Weibchen oft verwaschen. Es gibt auch ganz schwarze Exemplare, die ein wenig martialisch als „Höllenotter“ bezeichnet werden.
Giftigkeit und Verwechslungsmöglichkeiten
Menschen werden nur sehr selten von Kreuzottern gebissen, da die Tiere meist schon fliehen, ehe wir sie überhaupt entdeckt haben. Nur wenn sie keine Fluchtmöglichkeit haben, versuchen sie sich durch Fauchen und Beißen zu verteidigen. In seltenen Fällen kann auch das ungestüme Futtersuchen von jungen Kühen auf der Alm mit einem Biss in die empfindliche Nase enden.
In der Regel wird bei Verteidigungsbissen nur wenig Gift injiziert, um es für die Jagd nach Kleinsäugern, Amphibien und anderen Reptilien zu sparen. Ein Biss ist nicht lebensbedrohlich, aber auf jeden Fall ernst zu nehmen und sollte von einem Arzt behandelt werden. Die Bissstelle schmerzt meist und schwillt an, daher sollte sie wenig bewegt und gut gekühlt werden, rät die Ökologin vom Naturschutzbund Oberösterreich.
Zu Bissunfällen kommt es am häufigsten beim Schwammerl- oder Beerensuchen, da sich die Kreuzotter gerne in Zwergsträuchern versteckt. Festes Schuhwerk und lange Hosen bieten aber meist ausreichenden Schutz, zusätzlich kann man den Weg noch mit einem Stöckchen abklopfen, da Schlangen sehr empfindlich auf Erschütterungen reagieren.
Vor allem im Flachland wird die ungiftige Schlingnatter häufig mit der Kreuzotter verwechselt, da sie ebenfalls eine unregelmäßige Zeichnung auf dem Rücken aufweist.
Ganz gleich, um welche Schlange es sich handelt, es ist immer sinnvoll etwas Abstand zu halten, so hat man die Möglichkeit das Tier zu beobachten, ohne es zu stören, und es kann sich in Ruhe zurückziehen, wenn es genug von uns hat.