Luchsin Kora im Nationalpark Kalkalpen freigelassen

© Sighartsleitner

Bei winterlichen Temperaturen wurde gestern Luchsin Kora im Hintergebirge, im Bereich des Rabenbaches, freigelassen. Das ist unweit jener Gebiete, wo sich zuletzt auch Luchs Juro und Luchsin Freia, jene beiden Luchse, die schon in den Jahren 2010 und 2011 aus der Schweiz in die Nationalpark Kalkalpen Region umgesiedelt wurden, aufgehalten haben. Der Freilassungsort wurde bewusst so gewählt, denn die ebenfalls aus dem Kanton Jura stammende Waldkatze soll so in Kontakt mit den anwesenden Tieren treten können. Luchse leben zwar einzelgängerisch, halten aber durch das ganze Jahr einen losen Kontakt. Auf diese Weise soll ein Abwanderung des Tieres vermieden werden. Kora, die ebenfalls besendert wurde, wird sich neu orientieren und nun versuchen ein eigenes Revier abzugrenzen. 

Überlebensfähige Luchspopulation in den Nördlichen Kalkalpen

Nach 150 Jahren Abwesenheit wanderten vereinzelt Luchse in die Nationalpark Kalkalpen Region ein. 1996 wurde man im Nationalpark Gebiet erstmals auf ein Tier aufmerksam. Woher die Luchse stammen ist ungewiss. Ebenso deren Zukunft, denn zu einer überlebensfähigen Population braucht es eine genügend große Anzahl an Tieren, die miteinander in Beziehung stehen. Um genaue Informationen über die Notwendigkeit einer Bestandsstützung für den Luchs zu sammeln, formierte sich 2008 der Arbeitskreis „LUKA“ (Luchs Kalkalpen). Diese Arbeitsgemeinschaft besteht aus Vertretern des NATURSCHUTZBUNDES, der Jägerschaft, der Nationalpark Kalkalpen Verwaltung, der ÖBF AG und des WWF. Sie möchte dem Luchs, einer der
gefährdetsten Tierarten Österreichs, EU-weit ist der Luchs nach der FFH-Richtlinie geschützt, Zukunft geben. Theoretisch würden in der Nationalpark Kalkalpen Region mindestens 120.000 Hektar geeigneter Lebensraum für den Luchs zur Verfügung stehen.
Südlich und östlich an die Nationalpark Kalkalpen Region angrenzend findet man weitere qualitativ hochwertige Luchslebensräume vor.
Im Nationalpark Gebiet wurde über mehrere Jahre ein Luchs beobachtet, der sich sehr territorial verhielt. Dieses Tier konnte auch mehrfach mit Fotofallen identifiziert werden. Aufgrund von Sichtungshinweisen und Rissbegutachtungen konnte man davon ausgehen, dass in unmittelbarer Nähe zum Schutzgebiet zwei weitere Luchse Reviere halten. Da seitens der Jägerschaft mehr als drei Luchse in der Nationalpark Kalkalpen Region vermutet wurden, einigte man sich darauf ein Luchs-Fotofallenmonitoring durchzuführen. In Zusammenarbeit mit der Jägerschaft wurden auch außerhalb des Nationalpark Gebietes über 50 Fotofallen aufgestellt, um Nachweise über die exakte Anwesenheit von Luchsen zu bekommen. In einem 14monatigen Beobachtungszeitraum konnten mit den Fotofallen aber keine Luchse bestätigt werden.

Da dies nicht gelungen ist und weil der Nationalpark gesetzlich verpflichtet ist für einen guten Erhaltungszustand des Luchsbestandes zu sorgen, einigte sich die Arbeitsgruppe „LUKA“ darauf mit der Stützung des Luchsbestands im Nationalpark sofort zu beginnen. Nach Rücksprache mit der Forschungsgruppe KORA wurde das Luchsmanagement Schweiz ersucht drei Tiere (2 Weibchen und 1 Männchen) für die Umsiedelung in die Nationalpark Kalkalpen Region zur Verfügung zu stellen.

Am 9. Mai 2011 wurden die junge Luchsin „Freia“ und am 13. Dezember 2011 das Luchsmännchen „Juro“ in den Nationalpark Kalkalpen übersiedelt. Mit der Übersiedelung des dritten Tieres ist die Bestandstützung vorerst abgeschlossen. Nun bleibt abzuwarten ob sich eine überlebensfähige Population entwickelt. „Da nur eines von vier Jungtieren das Erwachsenenalter erreicht ist nun das Überleben jedes einzelnen Tieres und deren Reproduktionsfähigkeit von größter Bedeutung“, teilt Nationalpark Direktor Dr. Erich Mayrhofer mit. Die edle Waldkatze ist ein Symbol der Wildnis und des Resepekts des Menschen vor der Natur, sagt Josef Limberger, Obmann des Oberösterreichischen NATURSCHUTZBUNDes. LUKA hat fürs Erste seine Vorhaben, eine dauerhafte Luchspopulation in den Kalkalpen zu etablieren, umgesetzt. Jetzt sollten andere Bundesländer, wie Niederösterreich und die Steiermark dem Beispiel folgen. In den nächsten Jahren gilt es zu beobachten, wie sich die Jungluchse entwickeln und ob auch Kora für Nachwuchs sorgt. Ebenso sind Vernetzungen zwischen den großen Schutzgebieten zu forcieren und die Erweiterungszonen des Nationalparks nicht aus den Augen
zu verlieren, so Limberger.

Der WWF freut sich darüber, dass die Luchsvorkommen in den Alpen durch die erfolgreichen Freilassungen im Rahmen von LUKA gestärkt wurden. Allerdings sind die Verbreitungsgebiete der Luchse immer noch stark zerstückelt und die Bestände klein. Deshalb hofft die Naturschutzorganisation, dass das Projekt des Nationalparks Kalkalpen Nachahmung findet. „Jetzt geht es um die Vernetzung und Unterstützung der einzelnen Luchsbestände. Nur wenn sich die verstreut lebenden Tiere untereinander paaren können, hat der Luchs eine Chance, dauerhaft in den Alpen zu überleben“, bekräftigt WWF Luchsexpertin Christina Reisenbichler.

Für Oberösterreichs Landesjägermeister Brandmayr ist klar: „Wir haben damit den Auftrag einer Luchsbestandesstützung erfüllt. Jetzt soll die Natur zeigen, was sie kann. Die Jäger Oberösterreichs stehen zum Luchs, wir sind aber nicht für einseitige Stützungen. Großraubwildarten wie der Luchs benötigen einerseits Lebensraum, andererseits Beute und drittens Akzeptanz aller Naturnutzer. Ich rufe also auch die Freizeitwirtschaft auf, uns hier zu helfen und zu unterstützen. In unserer Kulturlandschaft werden Regeln benötigt, damit alle Tiere Platz haben!“

 Presseaussendung Luchsfreilassung

 

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