Stadtbäume, nur schmückendes Beiwerk?

Luftbild Braunau © Josef Limberger

Den Naturschutzbund erreichen Hilferufe besorgter Bürger aus Braunau am Inn.

Bäume und Parks sind prägende Elemente des Stadtbildes. Ob ein Stadtteil ansprechend wirkt, hängt in hohem Ausmaß vom Vorhandensein von Grünflächen ab. Stadtbäume üben darüber hinaus aber noch andere, wichtigere Funktionen aus, so verbessern sie z.B. das Kleinklima, binden Kohlenstoffdioxid und produzieren Sauerstoff. Ungeachtet dessen fallen sie häufig viel zu leicht verkehrsplanerischen, baulichen Maßnahmen oder auch übertriebener Pflege zum Opfer.

Inmitten des Häusermeeres und ebenso an dessen Rändern bilden Bäume die Grünen Lungen der Städte. Schon eine einzige hundertjährige Buche mit 20 m Höhe und einem Kronendurchmesser von circa 12 m beschattet mit ihren 600.000 Blättern etwa 120 m² Fläche. Sie kann mit ihrer Blattfläche von 1.200 m² an einem Sommertag 18 kg Kohlenstoffdioxid binden. Dies entspricht dem Kohlenstoffdioxidabfall von zweieinhalb Einfamilienhäusern. Gleichzeitig arbeitet sie als höchst effiziente Klimaanlage, indem sie 400 Liter Wasser verbraucht, es filtert und verdunstet. Bei der Photosynthese fallen 13 kg Sauerstoff als Abfallprodukt an, die wiederum den Bedarf von 10 Menschen decken. Ganz nebenbei ist sie ein exzellenter Feinstaubfilter. Und als wäre das nicht schon genug, ist sie ein hervorragender Lebensraum für viele verschiedene Tierarten wie Insekten, Vögel und auch Kleinsäuger.

Wird so ein Baum gefällt, müsste man um die 2000 Jungbäume mit einem Kronendurchmesser von 1 m² nachpflanzen, um den Verlust vollständig auszugleichen. Die Kosten hierfür würden über 100.000 € betragen. Aus Sicht des Naturschutzbundes Oberösterreich ist daher der Erhalt jedes einzelnen Baumes in der Stadt wünschenswert.

Pflege mit Augenmaß

Dass Bäume im Siedlungsgebiet zur Erhaltung der Vitalität und zur Vermeidung von Fehlentwicklungen auf Grund beengter Platzverhältnisse und anderer Stressfaktoren wie Bodenverdichtung und Streusalz gepflegt werden, ist unumgänglich. Auch die Verkehrssicherheit muss durch Schnittmaßnahmen gewährleistet werden, jedoch sollte man dabei mit Maß und Ziel vorgehen. Ist es notwendig, Bäume wegen ihres schlechten Zustandes zu fällen, muss im Vorfeld genau geprüft werden, welche Individuen betroffen sind. Die übrigen sollten baumerhaltend gepflegt werden, um Kahlschläge zu vermeiden, so der Naturschutzbund Oberösterreich. Die Entnahme von Einzelstämmen ist sinnvoller als flächendeckende Abholzung. Durch komplette Kahlschläge wird nicht nur das Landschaftsbild nachhaltig gestört, viele Tier- und Pflanzenarten verlieren dadurch auch ganz plötzlich ihren Lebensraum, deshalb ist weniger oft mehr.

Wenn bei übermäßigen Schlägerungen, wie zur Zeit in Braunau die Bürger ihre Stimme erheben, ist dies zu beachten.

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