Umwidmung beim Waldstadion in Pasching

© Land OÖ. Erich Wilhelm Riceck

Stellungnahme des Naturschutzbundes zum Ansinnen der Marktgemeinde Pasching, Teile der Grundstücke 1714/1, 1715, 1716/1 und 1716/2 von derzeit Grünland in Grünland mit Sonderausweisung "Erholungs-, Sport- und Spielflächen" beim Waldstadion (TGW Arena) umzuwidmen.

Die Gemeinde Pasching beabsichtigt eine Umwidmung von Flächen im Ausmaß von etwa 2,8 ha, um darauf Sport und Erholungsflächen, sprich weitere Fußballfelder, zu errichten. Dabei werden unserer Meinung nach mehrere Fakten außer Acht gelassen.
Die betroffenen Flächen sind in der Naturschutzdatenbank des Landes Oberösterreich als Ökoflächen (Bezeichnung „Hanffeld“) ausgewiesen. Es befinden sich hier Reste seltener Heidewaldflächen mit hohem Anteil an Eichen-Hainbuchen und an einigen Stellen sind seltene Orchideen nachgewiesen.
 

Auszug aus: Pflanzengesellschaften im Unteren Trauntal (Oberösterreich) von Michael Strauch (1992).

… Weitgehend alle naturnahen Waldbestände der Welser Heide sind als Relikte ehemaliger, extensiv genutzter Fingerkraut-Eichenwälder zu betrachten, die sich mit Ausnahme der heute bestehenden Kiefern-Forste langsam, durch Änderung der Nutzungsform, hin zu Eichen-Hainbuchenwäldern entwickeln. Aber selbst dieser Waldtyp stellt gegenüber den meisten anderen Eichen-Hainbuchenwäldern des Vorlandes eine Besonderheit dar, da er sich als kolline Gesellschaft durch eine Reihe thermophiler Elemente von diesen absetzt…

… Interessant sind die Heidewälder auch aus der Sicht des Artenschutzes. Während eine große Anzahl in diesen Wäldern früher heimisch gewesener Pflanzenarten hier schon lange ausgestorben ist (Pulmonaria angustifolia, Trifolium rubens, Goodyera repens, Cephalantera rubra, sämtliche Pyrolaceen, u.v.a.), droht einigen anderen Relikten dieses ehemals charakteristischen Artinventares ebenfalls das gleiche Schicksal, sofern nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Die wichtigsten dieser Arten sind:  Weißes Waldvöglein (Cephalanthera damasonium), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha), Weißes Fingerkraut (Potentilla alba), Hügel-Klee (Trifolium alpestre), Großblütiger Fingerhut (Digitalis grandiflora), Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris), Erdbeer-Fingerkraut (Potentilla sterilis). Als geeignete Maßnahme muss hier insbesondere die Wiederaufnahme traditioneller Nutzungsformen wie Waldweide, zumindest aber (wenigstens in bescheidenem Rahmen) die niederwaldartige Nutzung der Eiche angeführt werden. Die weitere Nutzung der Hainbuchenwälder als Mittelwald ist an dieser Stelle ebenfalls als Naturschutz-maßnahme zu empfehlen. In jedem Fall sollte es zu keinen weiteren Aufforstungsmaßnahmen kommen. Die Schaffung von Naturschutzgebieten in ausgesuchten Bereichen wurde empfohlen.“

Bereits gilt die Artenvielfalt im Gemeindegebiet von Pasching als verarmt. Auszug aus „Naturraumkartierung Oberösterreich; Landschaftserhebung Gemeinde Pasching“ (2008):

Die Vegetation im Gemeindegebiet von Pasching muss eindeutig als stark reduziert und in ihrer Artenvielfalt als beschränkt bezeichnet werden. …

Aufgrund der äußerst intensiven Flächennutzung sind im Gemeindegebiet zahlreiche naturschutzfachliche Defizite zu konstatieren. …

In einer Biotopkartierung im Jahr 2017 wird auf Folgendes hingewiesen: "Hervorzuheben ist das an mehreren Stellen dokumentierte Vorkommen des Breitblatt-Waldvögleins, welches in den untersuchten Eichen-Hainbuchenwäldern eher eine Seltenheit darstellt. Erwähnenswert sind noch die zahlreichen Schotteraufwürfe, welche wohl die Wurzelgruben vor längerer Zeit geworfener Bäume darstellen.

Die Teilfläche T7 ist als einschichtiger, von Stiel-Eiche dominierter Bestand im Baumholzalter zu typisieren. Im Nebenbestand sind Buche, Vogelkirsche sowie selten Berg-Ulme vorhanden; ferner Einzelexemplare von Fichte und Tanne. Hinsichtlich Baumartenzusammensetzung ist dies der als am naturnähesten zu wertender Anteil. Es handelt sich um eine gute Potentialfläche, da kaum Forstbäume vorhanden sind.

Die Gemeinde Pasching ist eine sehr waldarme Gemeinde. Da eventuell auch ein Damm zum Schutz der Bevölkerung vor Lärm angeschüttet werden muss, maximiert sich der Eingriff vom Flächenverbrauch her noch.

Es ist unserer Meinung nach kontraproduktiv, für Sportstätten weitere Naturraumflächen, noch dazu, wenn hier seltene Pflanzengesellschaften angetroffen werden, zu opfern, wenn nicht entsprechende Ausgleichsmaßnahmen erfolgen. Die Filterwirkung von Waldflächen für Schadstoffe und der hohe Erholungswert einigermaßen intakter Naturbereiche sind hinlänglich bekannt. Daher spricht sich der Naturschutzbund bei diesem Ansinnen für eine Umweltprüfung aus und, sollte die Umwidmung für die Anlage von Sportstätten aus öffentlichem Interesse genehmigt werden, für hochwertige Ausgleichsmaßnahmen. Dies dürfte nicht nur einen Ersatz, sondern müsste eine Mehrung hochwertiger Flächen bewirken, um die Schäden zu kompensieren. Waldflächen sollten unserer Meinung nach unbedingt erhalten und im Sinne des Naturschutzes noch verbessert werden. Noch dazu, da hier noch Reste eines Heidewaldes vorhanden sind. Viel zu viele Bäume sind in den letzten Jahren im Umfeld von Linz diversen Projekten zum Opfer gefallen.

 

Zurück

.