Wie viele Wölfe verträgt das Land?

© Josef Limberger

NÖ-Landesjägermeister Josef Pröll im Interview: "Wir lehnen alles ab, was aus weltfremden Ökofantasien angesiedelt wird" aus dem Kurier vom 23.04.2017.

Gedanken zum Interview des niederösterreichischen Landesjägermeisters im Kurier

Die Äußerungen des Landesjägermeisters Pröll vermittelt ein jagdliches Weltbild aus vergangenen Zeiten. Laut seiner Meinung ist nicht die Ausräumung der Landschaft durch immer intensivere Landwirtschaft, die übrigens zum massiven Artenschwund beiträgt, schuld, auch nicht Wilderei im ekelhaften Ausmaß wie der Abschuss von 37 Rohrweihen im vergangenen Jahr. Nein, laut Herrn Pröll sind natürlich die Greifvögel am Rückgang des Niederwildes schuld. Kein Wort von ausgeräumter Landschaft, Verarmung der Strukturen, Vergiftung der Natur, welche die wahren Ursachen für den Rückgang von Rebhuhn und Co. sind. Das alte Weltbild der "bösen" und der "guten" Tiere, weil verwertbar, taucht wieder auf.

Wer hat Angst vor dem (bösen) Wolf?  - anscheinend ein "gstandenes Mannsbild" wie der Herr Landesjägermeister. Hat er in seiner Kindheit zu viel "Rotkäppchen" und "Der Wolf und die sieben Geißlein" aufgebrummt bekommen? Seine Bemerkungen über den Fischotter und Wolf passen ja ebenfalls in das Land der Fabeln, die ihren Ursprung in feuchtfröhlichen Biertischfabuliereien oder Jägerstammtischen hat. Einem ehemaligen Umweltminister würde man eigentlich andere Informationsquellen zutrauen. Wenn er schon von militanten Vorgehensweisen spricht, sollte er sich im Klaren darüber sein, dass unqualifizierte Äußerungen, wie in seinen Statements in diesem Interview, genau zur Verhärtung, jenseits jeder Diskussionskultur beiträgt.

Das Schwelgen im schon lange überholten Weltbild der Feudaljagd, wie sie Herr Pröll in diesem Interview erkennen lässt, ist schuld am schlechten Image der Jagd bei großen Teilen der österreichischen Bevölkerung zum Schaden auch vieler ökologisch denkender Jäger. Hier wurde über Kimme und Korn ein schöner Bock geschossen, der keinesfalls zur Konfliktlösung beiträgt, sondern Öl ins Feuer gießt. Einem Landesjägermeister hätte ich mehr Weitsicht zugetraut.

Gott sei Dank ist der Umgangston in Oberösterreich ein anderer und die Jagd in unserem Bundesland ist auf dem Weg zu Augenmaß und weitsichtigen Entscheidungen. Die Jagd als waidgerechte Tradition respektiere ich durchaus und habe in Diskussionen andere Sichten der Jagd und deren Ethik kennen gelernt. Trotz mancher Unvereinbarkeiten sitzt man in Oberösterreich mit gegenseitiger Achtung am Tisch gegenüber. Toleranz ist meiner Meinung nach die einzige Art, um in Sachen Wildtier und Jagd zu einem konfliktarmen Weg zu kommen und Lösungen herauszuarbeiten, die für alle gangbar sind und auch zurückkehrenden Wildtieren eine Chance neben uns alles beherrschenden Menschen gibt.

Josef Limberger, Obmann Naturschutzbund Oö.

 

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