Zauberhaft schön ist sie, die etwa taubengroße Schleiereule: Oberseits goldbraun, die Unterseite rostbraun bis weiß. Wie ein feines Gespinst scheint über ihr Federkleid ein "Perlenschleier" aus dunklen Punkten geworfen zu sein. Charakteristisch und auch namensgebend ist der deutlich ausgeprägte, herzförmige Gesichtsschleier.
Kleines Lexikon:
Kulturfolger sind Tier- und Pflanzenarten, die auf Grund der günstigen Lebensbedingungen den menschlichen Kulturbereich als Lebensraum bevorzugen. Auch ihre Verbreitung verdanken diese zum Teil dem Menschen. Weitere Kulturfolger der heimischen Vogelwelt neben der Schleiereule sind zum Beispiel Mehl- und Rauchschwalbe, Sperling und Weißstorch.
Offenes Kulturland mit ganzjährig kurzer Vegetation ist das bevorzugte Jagdgebiet.
Die Nahrung der Schleiereule besteht bis zu 96% aus Kleinsäugern, hauptsächlich Feld- und Spitzmäusen; nur in einem geringem Umfang werden Vögel, Amphibien und Insekten erbeutet. Schleiereulen jagen zwar vorwiegend in offenem Kulturland, hier aber kaum auf weiten, baumlosen Feldflächen, sondern am Rand von Siedlungen, Straßenböschungen oder in durch Hecken oder anderen Strukturen aufgelockertem Gelände.
Der spätere Zusammenbruch der Population in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hängt, wie auch beim Steinkauz, mit der Intensivierung der Landwirtschaft, v.a. durch Umwandeln von Wiesen und Weiden in Ackerflächen zusammen. In der heutigen Zeit fallen auch viele Tiere dem Straßenverkehr zum Opfer. Und Scheunen, in denen die Eulen gebrütet und im Winter Nahrung und Schutz vor der Witterung fanden, wurden verschlossen, ebenso Kirchtürme.
Aktuell siedelt die Art beständig nur in einer kleinen Population im südwestlichen Innviertel im Anschluss an die bayrischen Vorkommen. Im übrigen Oberösterreich brütet sie nur sporadisch im nördlichen Innviertel und im südlichen Kremstal. Abseits des Alpenvorlandes gibt es aktuelle Hinweise aus dem Böhmerwald und dem Machland.
Neben dem Anbringen von Nisthilfen ist die Erhaltung einer strukturreichen Landschaft mit Wiesen, Weiden, Tümpeln, Feldrainen und Ödlandflächen aber unabdingbar, um das Überleben dieser schöne Eulenart zu sichern. Nicht nur der Schleiereule, sondern auch vielen anderen Tier- und Pflanzenarten wäre damit geholfen.
Der Winter ist die ideale Zeit, um die Tageseinstände der in Oberösterreich seltenen Schleiereule (Tyto alba) auf Spuren abzusuchen. Ein sicheres Indiz für die Anwesenheit einer Schleiereule sind Federn oder sogenannte "Speiballen", auch "Gewölle" genannt, die vier bis sechs Zentimeter lang sind und einen glänzend schwarzen Überzug besitzen.
Falls Sie solche Gewölle oder Federn in Ihrem Schuppen, Stadel oder einem anderen landwirtschaftlichen Gebäude finden, dann senden Sie bitte ein Foto davon samt Ortsangabe an Heidi Kurz und unterstützen Sie damit diese einzigartige Aktion des Naturschutzbundes Oberösterreich!
Um Informationen zu Wiederansiedelungsversuchen von jungen Schleiereulen zu bekommen, wurden heuer im Bezirk Braunau 58 Jungeulen mit Vogelwarte-Ringen versehen, farbmarkiert, vermessen und gewogen.
Ein am 17.05.2015 von Mag. Heidi Kurz, Biologin des Naturschutzbundes Oberösterreich, in Schwand im Innkreis (Oberösterreich) beringter Schleiereulen-Nestling wurde am 19.10.2015 in Mittelfranken (Deutschland) in einer Entfernung von 175 Kilometer wieder gefunden. Studien aus Süddeutschland zeigen ebenfalls, dass Jungvögel bis zur Brutansiedelung hunderte Kilometer umherstreifen.
Sicher ist auch, dass der Straßen- und Schienenverkehr wohl die größte Gefahr für die Eulen darstellt.
Im Sommer 2015 wurden jungen Schleiereulen in Oberösterreich erstmalig beringt. "13 erfolgreich besetzte Brutreviere gibt es heuer im Bezirk Braunau", freut sich Projektleiter Herbert Höfelmaier. Insgesamt konnten bereits 44 Jungeulen von Naturschutzbund-Mitarbeiterin Heidi Kurz mit Vogelwarte- und Farbringen versehen, vermessen und gewogen werden.
Das Projekt "Offene Türme, offene Dörfer" des Naturschutzbund Oberösterreich und der Abteilung Naturschutz des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung unterstützen das einzige Vorkommen dieser Eulenart im südwestlichen Innviertel.
Dank dem Veterinärmediziner Dr. Franz Kritzinger, welcher seit einigen Jahren bei den Landwirten im Bezirk Vöcklabruck wertvolle Aufklärungsarbeit betreffend der Schleiereule leistet, konnten im Sommer 2014 in den Gemeinden Frankenburg, Timelkam und Nußdorf am Attersee mehrere Nistkästen in Scheunen und anderen landwirtschaftlichen Gebäuden montiert werden.