Die Gemeine Hasel - vom Winde verweht

Weibliche Blüte der Hasel © J. Limberger

Wildgehölz des Monats Februar

Es ist Vorfrühling: Die Temperaturen bewegen sich knapp um den Gefrierpunkt, noch sind die Wiesen braun und die Bäume kahl. Dennoch beginnt bereits jetzt im Februar die Blütezeit der Gemeinen Hasel (Corylus avellana).

Als eine der ersten unter den heimischen Laubgehölzen entwickelt die Gemeine Hasel lange vor der Blattentfaltung ihre unscheinbare Blüte. Im Herbst beglückt sie uns und andere Feinschmecker wie Haselnussbohrer und Haselmaus mit köstlichen Nüssen.

Die zur Familie der Birkengewächse gehörende Pflanze ist einhäusig: Auf einem Haselstrauch finden sich sowohl männliche als auch weibliche Blüten. Letztere präsentieren sich als kleine, dicke Knospen, aus welchen die leuchtend rubinroten Narben ragen. Die männlichen Kätzchen werden schon im Spätsommer des Vorjahres angelegt. Ende Februar, Anfang März strecken sie sich auf acht bis zehn Zentimeter Länge und entlassen den reifen Pollen: rund zwei Millionen Körnchen pro Kätzchen!

Männliche Blüte der Hasel © J. Limberger

Bewegtes Liebesspiel

Der Pollen rieselt aus den Staubbeuteln auf das darunterliegende hohle Deckblatt und wird von hier fortgeweht. Dieser Auffangmechanismus verhindert, dass das wertvolle Gut bei Windstille nutzlos zu Boden fällt. Denn der Wind ist zuständig für das bewegte Liebesspiel: Bei Erschütterung eines Haselzweiges durch den leisesten Lufthauch wird eine enorme, goldgelbe Wolke an Blütenstaub frei – zum Leidwesen der Allergiker. Die verwehten Pollenkörner bleiben im Idealfall auf der fadenförmigen Narbe einer anderen Hasel kleben. Der Haselstrauch produziert keinen Nektar für Insekten. Trotzdem ist er aufgrund seiner frühen Blütenzeit ein wichtiger Nahrungslieferant für Honigbienen und andere Insekten, welche den Blütenstaub aufnehmen. Da aber nur die männlichen Kätzchen aufgesucht werden, führt dies zu keiner Bestäubung.

Ökologisch wertvolles Gehölz

Die Pflanze lässt sich sehr leicht aus den Samen vermehren und wird oft von Eichhörnchen und Eichelhäher verbreitet. Sie gehört ökologisch zu den wertvollsten heimischen Gehölzen. Insgesamt konnten mehr als 100 Insektenarten, zehn Vogelarten und ein dutzende Säugetierarten festgestellt werden, denen die Hasel wichtige Futterquelle und bedeutender Lebensraum ist.

„Hecken zum Verstecken“

Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2023 im Rahmen seiner monatlichen Artikelserie „Hecken zum Verstecken“ mit den verschiedenen Heckengehölzen und ihre Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Bezugsquelle für heimische Heckensträucher finden Sie unter: www.rewisa.at

Nachlese: Jänner 2023: Schlehe - ein Strauch der Superlative

27.02.2023

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