Massive Ausbaupläne auf der Wurzeralm

Zwar haben sich die Alpin- und Naturschutzorganisationen im Bündnis „Mollner Kreis“ mit einer Modernisierung der Wurzeralm und einer Neupositionierung als Familien-Skigebiet und Tourenzentrum einverstanden erklärt, doch immer mit dem Anspruch auf Naturverträglichkeit. Ein Grundsatz, der angesichts des schrittweisen, über Jahrzehnte andauernden Prozesses der Natur- und Landschaftszerstörung unbestritten sein müsste.

Kein Ende der Erschließungsspirale in Sicht

Davon ist bei den nun bekannt gewordenen, völlig überzogenen und überdimensionierten Ausbauplänen nichts zu bemerken. So plant die Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen AG (HiWu) eine 10er-Gondelbahn ins Frauenkar, deren Lifttrasse wesentlich breiter sein soll als die bestehende. Sie würde neben der alten Trasse im Naturschutzgebiet angelegt werden. Wertvoller Bergwald müsste weichen. Liftstützen neben dem geschützten Oberen Filzmoos, einem der bedeutendsten Hochmoore der Nordalpen, könnten dieses schwer beeinträchtigen. Die geplante neue Talstation liegt nur knapp außerhalb des Naturschutzgebiets und würde hochwertige Bürstlingsrasen, ein Schutzgut der EU-Naturschutzrichtlinie, zerstören. Oben am Frauenkar soll mit einem Bergrestaurant in 1800 Meter Seehöhe ein touristischer Hotspot vollkommen neu entstehen – mit allen negativen Folgewirkungen durch die stark erhöhte Besucherfrequenz.

Bauliche Eingriffe im Karst hinterlassen schwere Wunden in der Natur. Fotos © Mollner Kreis

Die Ausbaupläne stellen eine Vervielfachung der Kapazität dar. Der Druck auf die Natur würde massiv zunehmen, Lebensraum von seltenen und geschützten Vogelarten würde verloren gehen. Bauliche Eingriffe im Karst hinterlassen schwere Wunden, sie sind kaum zu begrünen und zerstören das Landschaftsbild auf lange Sicht.

Weiters stellt die Errichtung zweier Speicherteiche mit Kühltürmen einen schweren Eingriff in das nationale Wasserschutzgebiet dar. Aufgrund des Klimawandels ist zu befürchten, dass das Skifahren ohne künstliche Beschneiung selbst in Höhenlagen über 1500 Meter schon bald nicht mehr möglich sein wird. Doch woher soll das Wasser zur Befüllung der Speicherteiche genommen werden, ohne den empfindlichen Wasserhaushalt der Moore auf der Wurzeralm zu beeinträchtigten?

Besonders bitter stoßen den Naturschutzorganisationen die Fördermillionen auf, die das Land für diesen naturzerstörerischen Ausbau zu zahlen gewillt scheint. Sollte das Geld nicht besser in nachhaltige Projekte fließen, die zum Erhalt der Arten und zum Klimaschutz beitragen? Zumindest könnte die Einhaltung ökologischer Mindeststandards Voraussetzung sein, doch davon ist die HiWu weit entfernt: Ohne behördliche Genehmigung wurden im Natur- und Landschaftsschutzgebiet bereits Probebohrungen vorgenommen, um die neue Seilbahn voranzutreiben. Ein Verfahren wurde deshalb eingeleitet.

Luxushotel und Feriensiedlung am Krippenstein

Obwohl im UNESCO-Welterbegebiet „Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut“ und in einem Europaschutzgebiet gelegen, soll ein neuer Schlepplift von der Gjaidalm zum Krippenegg im Karstgebiet gebaut werden. Doch dem nicht genug: Aus der ehemaligen Bundesheer-Kaserne am Oberfeld, das bereits jetzt wie ein Fremdkörper aus der Landschaft ragt, soll ein Luxushotel mit hoteleigener Seilbahn entstehen. Um ein „großzügiges, exklusives Raumangebot“ für 160 Personen zu schaffen, wird die Kubatur des derzeitigen Gebäudes wesentlich erweitert. Ein Aussichtsturm soll dem Ganzen aufgesetzt werden.

In Krippenbrunn schließlich möchte der Projektwerber statt der bestehenden Holzhütten eine Seilbahnmittelstation sowie ein Chaletdorf errichten, mit zwölf Gebäuden in der Größe von Einfamilienhäusern. Der sensible Naturbereich mit alten Lärchen-Zirbenwäldern und beeindruckendem Gebirgspanorama wird damit zur exklusiven Bühne für betuchte Feriengäste.

Schutzgebiete nur am Papier?

Die Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union gibt vor, dass 30 Prozent der Fläche bis 2030 unter Schutz gestellt sein müssen, um dem Artensterben entgegenzuwirken. Angesichts von nur knapp fünf Prozent Flächenanteilen von Schutzgebieten in Oberösterreich - unser wohlhabendes Bundesland zählt damit zu den Schlusslichtern in der EU - stellt sich die Frage, mit welchen Strategien und Mitteln die Landesregierung gedenkt, international herzeigbare Beiträge zur Erreichung dieses Zieles in den kommenden Jahren zu leisten.

Schon jetzt ragt die ehemalige Kaserne Oberfeld wie ein Fremdkörper aus der Landschaft.

Denn eines machen diese Projekte allesamt sichtbar: Schutzgebiete und deren Ziele werden nicht ernst genommen. War die Errichtung der Kaserne Oberfeld noch mit militärisch-strategischen Überlegungen in Zeiten des Kalten Kriegs gerechtfertigt, fehlen öffentlich-rechtliche Motive bei einem Hotel oder einer privat genutzten Feriensiedlung gänzlich.

Anstatt sich die Grundsatzfrage zu stellen, ob die Erschließung des Dachsteins mit einem Luxus-Hotelresort auf 1800 Meter Seehöhe im Sinne des Naturschutzes ist, denkt die Behörde lösungsorientiert an eine mögliche „sinnvolle“ anderweitige Nutzung des verwahrlosten Gebäudeensembles und beschränkt sich auf die Ausgestaltung der Fassade und die Giebelhöhe.

Touristische Wachstumsspirale durchbrechen

Die Alpinvereine und Naturschutzorganisationen im „Mollner Kreis“ sind sich einig: Die Alpen sind das am stärksten erschlossene Hochgebirge der Welt. Dennoch wächst der Erschließungsdruck von allen Seiten weiter an. Unberührte alpine Landschaften und intakte Naturräume werden dadurch immer kostbarer. Sie sichern unser Überleben, und nur sie können für künftige Generationen authentische Landschaftserlebnisse bereithalten. Eine Ausweitung des Intensivtourismus im Alpenraum ist grundsätzlich und im Besonderen in naturschutzfachlich wertvollen Gebieten abzulehnen. In bereits erschlossenen und daher vorbelasteten Gebieten sind strengste Ansprüche an das Genehmigungsverfahren zu stellen. Der Erschließungsautomatismus der touristischen Wachstumsspirale muss unbedingt gestoppt und durchbrochen werden!

Stoppt den Ausverkauf der OÖ. Alpen

Der Tourismus giert danach, die schönsten Landschaften Oberösterreichs sowie unberührte und intakte Natur zu „verkaufen“ und damit sein größtes Kapital zu zerstören. Skigebietsbetreiber machen selbst vor ausgewiesenen Schutzgebieten nicht Halt! So fordern Alpenverein, BirdLife, Naturschutzbund, Naturfreunde, Umweltdachverband und WWF die Pläne zu überdenken. Nicht zuletzt deshalb, da Österreich die Alpenkonvention, ein Übereinkommen zum Schutz der Alpen, unterzeichnet hat. Gemeinderäte sollen sich ihrer Verantwortung hinsichtlich Klimawandel, Artensterben und Overtourism bewusst werden und danach handeln. Die Politik ist dazu aufgerufen, nur mehr energieeffiziente und ressourcenschonende Projekte mit Steuergeld zu fördern. Dem Erhalt der Arten und dem Klimaschutz sind höchste Prioritäten einräumen. Den überdimensionierten und naturzerstörerischen Projekten muss daher eine Absage erteilt werden!

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