Naturjuwel Vorderstoder droht Zerstörung

Blick von Vorderstoder auf das Tote Gebirge. © J. Limberger

Umweltdachverband, Naturschutzbund, Alpenverein, BirdLife, und Naturfreunde erheben Einspruch gegen verheerendes Infrastrukturprojekt im Gebiet Vorderstoder-Hinterstoder.

Vorderstoder ist eines der schönsten Bergdörfer Oberösterreichs. Die idyllische Landschaft soll jedoch durch breite Skipisten, Speicherteiche und Verkehrsinfrastruktur für immer verändert werden. Neben dem Umweltdachverband erheben u. a. BirdLife Österreich, der Österreichische Alpenverein, die Naturfreunde Österreich und der Naturschutzbund Oberösterreich Einspruch gegen die fraglichen Planungen der Gemeinde, für die am Freitag die Stellungnahmefrist endet. „Wenn ein Naturjuwel wie Vorderstoder zerstört werden soll, müssen Naturschutz- und Alpinvereine die Stimme erheben. Die geplanten Infrastrukturbauten hätten massive negative Auswirkungen auf die Wasserversorgung, das Landschaftsbild, die räumliche Struktur und nicht zuletzt auch auf den Markenkern Vorderstoders als idyllisches Bergdorf. Gerade im heurigen Jahr der Coronapandemie und insbesondere auch angesichts der Klimakrise ist es skandalös, auf neue Skigebietserschließungen statt auf zukunftsorientierte Tourismuskonzepte zu setzen“, sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

Skigebietserschließungen konterkarieren Klimaschutzmaßnahmen und nachhaltige Tourismuskonzepte

„Ein Skigebiet zwischen 800 und 1.300 m ist laut Klimaprognosen nur mit massivem Kunstschneeeinsatz zu betreiben – ein enormer Energieaufwand, der notwendige Klimaschutzmaßnahmen konterkariert. Der geplante Pistenbau wäre mit empfindlichen Eingriffen in die Landschaft zwischen Vorderstoder und Höss in Hinterstoder verbunden. Alleine die Rodung von 42 ha Waldflächen ist ökologisch nicht vertretbar“, ergänzt Herbert Jungwirth vom Österreichischen Alpenverein.

Starke Bedrohung für Naturlandschaft, Wasserversorgung und Qualitätstourismus

Zudem erfordern die geplanten Speicherteiche mit einem Volumen von mehr als 100.000 m3 Wasser eine massive Wasserentnahme aus der Steyr – zusätzlich zu den für die Beschneiungsanlagen in Hinterstoder genehmigten 366.000m3. „Dieser Eingriff ist ökologisch nicht vertretbar. Die geplanten Pisten durchschneiden die Quellhorizonte zwischen dem wasserundurchlässigen Basisdolomit und dem aufsitzenden Dachsteinkalk und gefährden damit die Trinkwasserversorgung von Teilen der Bevölkerung. Abgesehen davon war Skifahren bereits in den vergangenen Jahren wegen Schneemangels in weiten Teilen der Region nicht mehr möglich – was eine Skigebietserweiterung ad absurdum führt. Außerdem ließen sich mit einem Bruchteil des Geldes, das in den Bau fließen würde, vernünftige, nachhaltige Tourismuskonzepte umsetzen“, betont Josef Friedhuber von den Naturfreunden Österreich. „Die geplanten 950 Parkplätze führen zur Bodenverdichtung und Bodenversiegelung – wertvolle Ressourcen werden hier für eine Nutzung an nur wenigen Tagen im Winter zerstört. Das zusätzliche Verkehrsaufkommen würde außerdem zu einer enormen Belastung der Bevölkerung in Vorderstoder und in den angrenzenden Orten führen. Ein weiteres Landschaftsjuwel wäre unwiederbringlich zerstört“, sagt Josef Limberger vom Naturschutzbund OÖ.

Wider die Alpenkonvention: Auswirkungen auf Fauna sind eklatant

„Der geplante Eingriff in das Naturschutzgebiet Warscheneck Nord ist äußerst kritisch zu betrachten, da eine hochwertige Biotopfläche und Populationen von Birk- und Auerhuhn sowie dem Weißrückenspecht betroffen sind. Diesbezüglich müssen insbesondere auch die Bestimmungen des Protokolls ,Naturschutz und Landschaftspflege‘ der Alpenkonvention eingehalten werden“, sagt Gàbor Wichmann von BirdLife Österreich.

Fazit: „Den vorliegenden Plänen in den Gemeinden Vorder- und Hinterstoder ist eine klare und unmissverständliche Absage zu erteilen“, so Maier, Friedhuber, Jungwirth, Limberger und Wichmann abschließend.

Die gemeinsame Stellungnahme von Umweltdachverband, Österreichischer Alpenverein, Naturfreunde Österreich, Naturschutzbund Oberösterreich und BirdLife Österreich steht hier zum Download zur Verfügung.

Bitte Petition gegen Schigebietserweiterung unterschreiben!

Die Bürgerinitiative lebenswertes Vorderstoder fordert von der Oö. Landesregierung diesem Projekt eine endgültige Absage zu erteilen und die Tourismusregion Pyhrn-Priel bei der Entwicklung zukunftsfähiger Projekte nach dem Masterplan für Tourismus 2019 auf allen Ebenen zu unterstützen.

Diese Forderung wird auch vom Naturschutzbund Oberösterreich mitgetragen!

Bitte unterstützen auch Sie die Petition: BERGDORF VORDERSTODER–Naturjuwel in Gefahr! ->KEINE SCHIGEBIETSANBINDUNG.

 

„Nach dem Nein zur Skischaukel – Ja zur Natur!“

PK vom 29. Juni 2017:
Alpinvereine und Naturschutzorganisationen fordern in Sachen Warscheneck: „Nach dem Nein zur Skischaukel – Ja zur Natur!“

Umweltdachverband, Naturfreunde, Naturschutzbund, Alpenverein & WWF:
Nationalpark Kalkalpen feiert demnächst 20. Geburtstag – Nationalparkerweiterung wann, wenn nicht jetzt?
Neuaufstellung des Tourismus ist Gebot der Stunde – Weichen jetzt Richtung Landschaftserhaltung und Naturschutz stellen!

Nationalparkgesetz gibt keinen Spielraum – Erweiterung muss erfolgen!
„Eine Erweiterung des Nationalparks ist überfällig, da vertraglich festgelegt, allerdings ohne den strengen Schutzstatus von Naturschutzgebieten aufzuweichen“, betont Josef Limberger, Obmann des Naturschutzbundes OÖ.

© Michaela Groß

© Josef Limberger

„Die Situation ist mittlerweile klar: Eine Skischaukel am Warscheneck ist rechtlich nicht möglich. Jetzt geht es darum, möglichst rasch die richtigen Schritte für eine positive Weiterentwicklung der Nationalparkregion zu setzen. Die Mitgliederentwicklung der alpinen Vereine zeigt deutlich, dass die Menschen die Natur erleben und dort Kraft tanken wollen. Einzigartige Naturlandschaften, wie die Pyhrn-Priel-Region, haben diesbezüglich viel zu bieten. Diese Chance muss genutzt werden“, betont Herbert Jungwirth, Sprecher des „Mollner Kreises“ und Naturschutzreferent des OÖ Alpenvereins. 

Nationalpark OÖ Kalkalpen-Region ist eine 5*-Landschaft – Chancen jetzt nutzen!
„Dringend erforderlich ist eine personelle Neuaufstellung verbunden mit einer strategischen Neuausrichtung des Tourismusverbandes Pyhrn-Priel. Dieser sollte mit 1.1.2018 durch einen neu zu gründenden überregionalen Tourismusverband Nationalpark Kalkalpen abgelöst werden. Der Nationalpark als regionales Leitprojekt muss mit seinen einzigartigen Naturwerten und Alleinstellungsmerkmalen ins Zentrum der touristischen Positionierung der Pyhrn-Priel-Region rücken. Die Nationalpark OÖ Kalkalpen-Region ist eine 5*-Landschaft. Sie hat es verdient, als solche naturtouristisch in Wert gesetzt zu werden. Der geforderte naturverträgliche Entwicklungsimpuls hat mit der längst fälligen Nationalparkerweiterung um die Haller Mauern und das Warscheneck einherzugehen“, erklärt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbandes.

Weiterentwicklung der Wurzeralm – Ausbau zu Skitourenzentrum und Familienskigebiet
„Skitourengehen boomt immer mehr, die Wurzeralm bietet ideale Voraussetzungen für ein Skitourenzentrum, aber auch die Möglichkeiten für Langlauf und Schneeschuhwandern bestehen. Der Erholungsraum Natur ist unsere Chance. Dafür bedarf es aber großräumiger Konzepte und Angebote und kein Kirchturmdenken, das nach wie vor die Pyhrn-Priel-Region dominiert und blockiert“, bemerkt Sepp Friedhuber von den Naturfreunden OÖ.

Klimawandel fördert alpinen Naturtourismus 
„Der wachsende Trend zum ursprünglichen Natur- und Wildniserlebnis bietet in der Nationalparkregion die Möglichkeit, Tourismus und Naturbewahrung zu verbinden. Der erfolgreiche Lechweg‘ in Tirol zeigt vor, wie das geht. Die Nationalparkerweiterung muss daher endlich umgesetzt werden, um die Chance für die Region nicht zu verspielen“, fordert Matthias Schickhofer für den WWF Österreich.

 Pressekonferenz 29.6.2017 "Nach dem nein zur Skischaukel - Ja zur Natur!"

 

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