Der Weißstorch (Ciconia ciconia) ist in unserem Bundesland ein sehr seltener Brutvogel und wird in der Roten Liste Oberösterreich als „stark gefährdet“ geführt. Der große Schreitvogel mit dem schwarz-weißen Gefieder ist ein ausgesprochener Kulturfolger, der das offene Kultur- und Agrarland der Flussniederungen besiedelt. Die Horste werden meist auf Schornsteinen hoher Gebäude errichtet, wobei freier Anflug und gute Übersicht wichtig sind. Zu einem großen Teil werden künstlich errichtete Plattformen sehr gerne angenommen. Bei Marchegg im Osten Österreichs existiert eine Baumbrüter-Kolonie.
Zur Nahrungssuche sollten ausgedehnte Grünlandbereiche, Feuchtgebiete und Ackerflächen in der Nähe liegen. Dort sucht er nach Kleintieren wie Amphibien, Kleinsäugern und Insekten.
Elf Brutpaare in Oberösterreich gemeldet
Das erste Weißstorch-Junge ist am 27. April 2022 am Horst in Perg geschlüpft. Vier Geschwister kamen dann noch nach, erzählt unser Weißstorch-Experte Robert Gattringer. Auch in Saxen werden derzeit fünf hungrige Jungvögel gefüttert und in Grein sind drei Junge von den Elterntieren zu versorgen. Die jungen Weißstörche in Grein und Saxen werden in diesem Jahr wieder von Robert Gattringer mit einem Plastik-Ring in einem Alter von zirka 25 Tagen wissenschaftlich markiert.
Seit 1996 brütet diese Vogelart in Haslach an der Mühl. Nach einem Ausfall im letzten Jahr aufgrund einer Schlechtwetterphase während der Jungenaufzucht und einem „Frühjahrsputz“ im Storchenhorst im Rahmen unseres Projektes „Offene Türme, offene Dörfer“ gibt es dort heuer auch wieder Jungstörche.
Rund um Frankenmarkt gibt es drei neue Horste, bei zweien wird aktuell gebrütet und bei einem noch gebaut. Auch in Bad Leonfelden, Freistadt und Munderfing darf sich Meister Adebar über Nachwuchs freuen.
Einen neuen Horst gibt es auch in Gilgenberg am Weilhart auf einer 30 KV-Leitung. Dieser Horst darf aber nicht bleiben, denn dort musste der Strom abgeschalten werden, wegen Erdschlüsse und auch der Horst wäre aufgrund von Brandgefahr stark gefährdet, so Robert Gattringer, Storchenexperte Oberösterreich.
Gefährdung und Schutz
Der Bruterfolg hängt wesentlich mit der Wettersituation zur Zeit der Jungenaufzucht zusammen. Langanhaltende Regenperioden im Mai und Juni können zu einem Totalausfall der Brut führen. Für die hohe Sterblichkeit der Jungvögel spielen Durchnässung und Unterkühlung, aber auch eingeschränkte Nahrungsverfügbarkeit die wesentlichen Rollen.
Ein wesentliches Kriterium für eine stabile Storchenpopulation ist das Vorhandensein von ausreichend großen ergiebigen Nahrungsflächen in Horstnähe. Verletzungen und Todesfälle an Stromleitungen sind nach wie vor ein Thema.
Weißstorch-Horst in Bad Leonfelden. Fünf Jungstörche in einem Horst in Saxen. Markiertes Männchen aus Frankreich bei Gefiederpflege in Leonfelden. Fotos: © H. Kurz & R. Gattringer
Wussten Sie das …
Weißstörche eine hohe Nistplatztreue zeigen? Sie kehren im Frühling also häufig zu dem Horst zurück, in dem sie auch im vergangenen Jahr gebrütet haben. Somit brüten auch regelmäßig die gleichen Partner in mehreren Jahren miteinander, obwohl keine echte Partnertreue besteht – Männchen und Weibchen können viele tausende Kilometer voneinander entfernt überwintern.
Österreichische Weißstörche ziehen im Herbst überwiegend über den Bosporus und Israel nach Südostafrika. Deutlich weniger Individuen wählen die Westroute über die Meerenge von Gibraltar. In freier Wildbahn können Weißstörche über 39 Jahre alt werden, das zeigte sich anhand der wissenschaftlichen Beringung nestjunger Weißstörche.
Sie haben einen Weißstorch beobachtet? Dann melden Sie diesen oder andere Tier- und Pflanzenarten bitte auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at.
Wissen Sie von einer weiteren Weißstorch-Brut in Oberösterreich? Wenn ja, dann bitte melden Sie uns diese per E-Mail oder telefonisch unter 0732779279.