Die Phänologie ist ein spannendes Forschungsfeld, welches sich mit den zeitlichen Abläufen biologischer Ereignisse in der Natur befasst. Sie beschreibt die jährlich wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Pflanzen und Tieren in Bezug auf den Jahreskreis wie beispielsweise Blühbeginn, Blattaustrieb und Fruchtreife. Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2025 mit dieser Wissenschaft, welche Ökologie und Meteorologie verbindet, und stellt typische Phänomene der zehn - statt vier - Jahreszeiten des phänologischen Kalenders vor. Nach dem Vorfrühling folgt der Erstfrühling.
Im Erstfrühling von Ende März bis Ende April bemerken wir, wie die Natur wieder vollständig aus dem Winterschlaf erwacht. Um uns herum wird es nun endlich wieder grün. In den Nächten ist es zwar immer noch kalt, aber tagsüber ist es nun meist frühlingshaft. Man kann richtig spüren, wie die Sonne den Pflanzen und Tieren neue Energie gibt.
Die Buschwindröschen beginnen zu blühen und bei Buche, Linde und Birke entfalten sich die ersten hellgrünen Blätter. Neben dem Flugbeginn des Aurorafalters werden auch die ersten Wildbienen aktiv und die Schwalben kehren zurück.
Die Schlehe hat Hochsaison
Da die Schlehe (Prunus spinosa), auch Schlehdorn oder Schwarzdorn genannt, bereits sehr bald im Frühling blüht, lockt dieser sehr dornenreiche Strauch oder Kleinbaum mit seiner weißen Blütenpracht die ersten Hummeln an, die bereits ab zwei Grad Celsius fliegen und die Blüten bestäuben. Als Belohnung gibt es nicht nur Pollen, sondern auch Nektar – Nahrung auch für viele weitere Wildbienen-, Schwebfliegen- und Schmetterlingsarten.
Ist der Blütenzauber zu Ende, lockt das junge, saftige Blattgrün kleinere Pflanzenfresser, beispielsweise Mäuse, Bilche und Eichhörnchen, an. Großmäulern wie Rehen, Kühe oder Pferde bleiben diese schmackhaften Blätter durch die zahlreichen Dornen verwehrt. Aber gerade auf Grund der Wehrhaftigkeit ist der Schwarzdorn ein beliebter Brutplatz, im Herbst lassen sich über zwanzig Vogelarten seine bläulichen Früchte schmecken.
Schwalben kehren zurück
Eine Bauernregel lautet: „Zu Maria Geburt fliegen die Schwalben furt – zu Maria Verkündigung kommen sie wiederum.“ Als unmittelbare Nachbarn des Menschen wurden Abflug und Ankunft der Schwalben genau beobachtet und waren im Jahreskreis fest verankert. Umso trauriger ist es, dass sie heutzutage eher als Quelle der Verschmutzung denn als Quelle der Freude angesehen werden, bedauert der Naturschutzbund Oberösterreich. Dabei kann man sich vor den ungewünschten Hinterlassenschaften der Schwalben leicht durch Kotbrettchen schützen, die unterhalb der Nester angebracht werden. Wer nicht tatenlos zusehen will, dass die Schwalben rund ums eigene Haus verschwinden, kann Lehmpfützen anlegen, Kunstnester anbringen sowie seinen Garten pestizidfrei und insektenfreundlich gestalten.
Während einer Schlechtwetterperiode, wenn das Nahrungsangebot knapp wird, kann die Mehlschwalbe (Delichon urbicum) ihre Körpertemperatur sehr tief absenken, in eine Art Starre verfallen und damit 70 Prozent der Stoffwechselenergie einsparen.
Die Mehlschwalbe als typischen Bewohner unserer Dörfer und Städte wurde im Jahr 2022 von Vogelschutzorganisationen Österreichs und dem Naturschutzbund zum Vogel des Jahres gekürt. Ihre bundesweiten Bestandszahlen haben sich in den letzten 20 Jahren auf etwa 17.500 Brutpaare halbiert und zwar durch uns Menschen verursacht - durch Bodenversiegelung, Sanierungsmaßnahmen an Häusern, die intensivierte Landwirtschaft und immer weniger fliegende Insekten.
Raus in die Natur
Egal ob Mehlschwalbe oder Schlehe – im Erstfrühling gibt es in der Natur viel zu entdecken! Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtung auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes www.naturbeobachtung.at
Nachlese:
Vorfrühling – Erwachen der Natur
Bestellen und Nachlesen: Natur & Land-Sonderheft "Phänologie - die zehn Jahreszeiten"
04.04.2025