Ein Wildtier-freundlicher Garten muss nicht immer mit viel Arbeit verbunden sein. Der Naturschutzbund Oberösterreich gibt Tipps, wie Sie ohne viel Aufwand wertvolle Winterquartiere für die tierischen Bewohner schaffen und ihnen Nahrung für die kalte Jahreszeit bereitstellen. Sei es durch das Anlegen von Verstecken für Igel und Erdkröte oder durch das Reparieren und Reinigen von Nisthilfen. Wie so oft im Garten gilt daher auch hier: Weniger „Ordnung" bedeutet mehr Leben!
Astschnitt als natürlicher Sichtschutz
Totholz umfasst nicht nur Asthaufen oder -wälle, sondern auch liegende oder stehende Baumstämme, Holzstapel, Baumstümpfe sowie Wurzelteller. Je nach Lage - ob sie im Schatten unter der Hecke, in der Sonne in der Wiese oder an und in Gewässern liegen - stellen sich andere Bewohner und Besucher ein.
Besonders Astschnitt lässt sich im Garten auf vielfältige, auch dekorative Weise gut einbauen, zum Beispiel als natürlicher Sichtschutz. Und Sie sparen sich den mühsamen Weg zum Astschnittentsorgungsplatz.
Besonders wichtig ist es, das Totholz über viele Jahre hinweg liegen zu lassen, damit die natürlichen Zersetzungsprozesse in allen Stadien, bis hin zur Mulm- und Humusbildung ablaufen können. Denn gerade die Stadien des Zerfalls sind für die Bewohner von allergrößtem Wert, rät der Naturschutzbund Oberösterreich. Ein Brennholzstapel ist deshalb noch lange kein Totholzhaufen, da er nach einer gewissen Zeit abgetragen und verbrannt wird – und mit ihm leider auch alle darin wohnenden Insektenlarven und andere Totholzbewohner. Ein Reisighaufen, der nur über den Winter liegen bleibt, ist zwar gut als Winterquartier für den Igel geeignet, lässt aber nicht ansatzweise die Vielfalt eines „echten“ Totholzlebensraumes zu.
Mit dem Rechen Laub und Reisig zu einem Haufen aufschichten
Im Herbst sind viele Tiere auf der Suche nach einem geeigneten Unterschlupf für den Winter. Der Igel beispielsweise nutzt Laub- und Asthaufen, um es sich dort für die nächsten vier bis fünf Monate gemütlich zu machen. In einer ruhigen Ecke des Gartens bitte daher Laub und Reisig zu einem Haufen aufschichten. Vom Igel gerne angenommen werden auch kleine Häuschen aus Holz, die mit Stroh oder Laub gefüllt werden können und beim Naturschutzbund Oberösterreich erhältlich sind. Bitte verzichten Sie auf den Laubbläser oder -sauger, der gravierende Schäden für die Bodenbiologie mit sich bringt!
Auch für Amphibien wie die Erdkröte und Insekten wie Marienkäfer sind Laubhaufen ein optimaler Ort, um die kalten Wintermonate zu verbringen. Julia Kropfberger vom Naturschutzbund Oberösterreich rät, unter Sträuchern und Stauden die Blätter als natürlichen Wintermantel liegen zu lassen. Spinnen, Asseln, Tausendfüßler, Schmetterlingsraupen und -puppen wissen die isolierende Wirkung der Laubschicht zu schätzen und gleichzeitig dienen die kleinen Tiere hungrigen Vögeln als Futter.
Sinnvoll ist es auch, verblühte Wildstauden erst im Frühjahr zu schneiden. Einige Wildbienenarten nutzen die hohlen Pflanzenstängel als Winterquartier für ihre Brut. Die Samenstände von Karden, Disteln und anderen Pflanzen bieten zudem Nahrung für Vögel wie den Stieglitz, weiß die Biologin des Naturschutzbundes Oberösterreich.
Unter der schützenden Eisdecke des Gartenteichs verbringen manche Amphibien den Winter in Kältestarre. Auch Libellenlarven und andere Wasserinsekten warten unter Wasser auf das nächste Frühjahr. Hier sollte daher nicht geputzt werden.
Florfliegen, Tagfalter wie Tagpfauenauge und Kleiner Fuchs überwintern gern auf Dachböden oder in Kellern. Man sollte darauf achten, dass sie am Ende der kalten Jahreszeit ihr Winterquartier wieder ungehindert verlassen können.
Neben Sonnenblumenkerne aus einem Futtersilo als willkommenes Fettfutter, bieten vor allem die Früchte heimischer Sträucher und Bäume wie Pfaffenhütchen, Hagebutten und Vogelbeeren den gefiederten Wintergästen ein reiches Nahrungsangebot. Auch über den einen oder anderen am Baum verbliebenen Apfel freut sich beispielsweise die Amsel.
Ein Platz zum Kuscheln
Es ist wieder an der Zeit, alte Nester mitsamt den darin lebenden Parasiten wie Vogelflöhen, Milben und Zecken sowie alte Eier oder tote Küken aus den Nistkästen zu entfernen, damit die frische Vogelbrut im kommenden Jahr nicht von Lästingen und Krankheitserregern befallen wird und zudem der leere Kasten zum Überwintern genutzt werden kann, rät der Naturschutzbund.
Der Herbst ist für die Nistkastenreinigung und einer eventuellen Kastenreparatur die ideale Zeit, weil die Kästen jetzt noch weitgehend frei von Nachmietern sind. Sobald der Spätherbst kommt, richten sich nämlich viele Kleintiere, darunter nützliche und bedrohte Arten, für das Winterhalbjahr in den Vogelnistkästen ein. Dazu zählen Ohrwürmer, Florfliegen, Schmetterlinge, Wespen- und Hummelköniginnen sowie verschiedene Mäusearten. Außerdem übernachten Kleinvögel in kalten Winternächten gerne in den Nistkästen.
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Vorfreude garantiert!
Für den Frühling kann nun auch vorgesorgt werden: Krokus, Frühlingsknotenblume und andere Frühblüher sind erste, wichtige Nahrungsquellen für überwinternde Hummelköniginnen und Schmetterlinge. Solange der Boden noch nicht gefroren ist, sollte man Blumenzwiebeln für hungrige Insekten im Frühling setzten.
Egal ob Insekten, welche sich am Fallobst laben, oder Vögel, die an reifen Beeren naschen, im Naturgarten gibt es viel zu beobachten. Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtungen (gerne mit Bild) auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes sowie der gleichnamigen App am Smartphone www.naturbeobachtung.at.
Die gesammelten Daten werden für Natur- und Artenschutzprojekte verwendet.
Der Naturschutzbund Oberösterreich hat eine Wanderausstellung und eine dazu gehörige Broschüre zum Thema Totholz gestaltet.
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Fotos: links: Amphibien, wie diese Erdkröte halten Winterstarre und vergraben sich im Boden. Mitte: Tagpfauenauge im Winterversteck; Rechts: Nistkästen sollten im Herbst gereinigt werden. © H. Kurz
19.10.2025