Nicht nur wir Menschen wandern gerne. Auch große Wildtiere wie der Luchs legen weite Strecken zurück, um neue Lebensräume zu erschließen. Doch menschliche Infrastrukturen wie Autobahnen und Schnellstraßen hindern ihn oft daran. Das Erhalten und Schaffen von Wanderwegen für Wildtiere ist für die Bewahrung der Artenvielfalt unumgänglich, so der Naturschutzbund.
Der Luchs ist ständig auf Achse: Jeder Luchs besiedelt ein riesiges Revier von durchschnittlich 10.000 Hektar, welches es zu durchstreifen gilt. Männliche Luchse legen große Entfernungen zurück, um Paarungspartnerinnen zu finden und Jungluchse müssen sich auf die Suche nach einem eigenen Revier begeben.
Ein bekanntes Beispiel aus Oberösterreich ist der Luchskuder Ludek: Im Jahr 2015 wanderte das junge Männchen quer durch Südböhmen und das Mühlviertel, überwand die Donau und blieb einige Wochen im Kürnberger Wald nahe Linz. Auf seiner Reise musste er zahlreiche Straßen überqueren. Am Rand des stark besiedelten oberösterreichischen Zentralraumes machte er dann kehrt und begab sich wieder auf neuen Wegen durch das Mühlviertel bis in den Freiwald im Waldviertel, weiß Mag. Thomas Engleder vom Luchsprojekt Österreich Nordwest.
Barrieren in der Landschaft
Straßen und Eisenbahntrassen, dicht besiedelte Gebiete und intensiv genutztes, strukturarmes Agrarland versperren nicht nur dem Luchs, sondern auch anderen Wildtieren den Weg. Die Durchlässigkeit von Landschaften für Wildtiere ist aber eine Notwendigkeit, da nur so ein genetischer Austausch zwischen Populationen stattfinden kann. Dies gilt besonders auch für den Luchs.
Oberösterreich beherbergt zwei Luchs-Populationen: Eine im Norden des Landes im Böhmerwald an der Grenze zu Bayern und Tschechien, die Zweite im Süden im Umfeld des Nationalparks Kalkalpen. Vor allem die kleine, isolierte Population in den nördlichen Kalkalpen wird sich auf Dauer nur halten können, wenn ein genetischer Austausch zwischen den beiden Großlebensräumen stattfinden kann.
In der Raumordnung konkret festgelegte Wildtierwanderwege sind also notwendig, um eine Vernetzung zu ermöglichen, so der Naturschutzbund. Auch die Errichtung von weiteren Grünbrücken oder sonstigen Querungshilfen zur Überwindung höchstrangiger Verkehrsachsen ist unumgänglich.
Der Naturschutzbund Oberösterreich, die Abteilung Naturschutz des Amtes der Oberösterreichischen Landesregierung und weitere Kooperationspartner wollen im Rahmen des Projektes „Pro Luchs“ dem Luchs in allen geeigneten Lebensräumen in Österreich eine Heimat bieten und setzen sich für eine überlebensfähige Luchspopulation ein. Damit dies erreicht werden kann, ist Akzeptanz durch den Menschen notwendig.