Phänologie und die zehn Jahreszeiten der Natur: Vollfrühling – duftendes Blütenmeer

Blüte des Kulturapfels; © J. Kropfberger

Die Phänologie ist ein spannendes Forschungsfeld, welches sich mit den zeitlichen Abläufen biologischer Ereignisse in der Natur befasst. Sie beschreibt die jährlich wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Pflanzen und Tieren in Bezug auf den Jahreskreis wie beispielsweise Blühbeginn, Blattaustrieb und Fruchtreife. Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2025 mit dieser Wissenschaft, welche Ökologie und Meteorologie verbindet, und stellt typische Phänomene der zehn – statt vier – Jahreszeiten des phänologischen Kalenders vor.

Der Vollfrühling als dritte Jahreszeit des phänologischen Kalenders taucht unsere Welt in ein duftendes Blütenmeer.

Wenn die Apfelbäume (Malus domestica) in den Hausgärten und Streuobstwiesen in zarten Weiß- und Rosatönen erstrahlen, ist klar: Der Frühling hat seinen Höhepunkt erreicht.

Ein wahres Blütenmeer setzt nun ein. Der Boden der Auwälder ist übersät mit den sternförmigen, weißen Blüten des Bärlauchs (Allium ursinum). An Waldrändern und Bächen lockt die Roten Lichtnelke (Silene dioica) mit ihren kräftig rosaroten Blüten Schmetterlinge und andere Bestäuber an. Und auf den Wiesen blühen die ersten Margeriten (Leucanthemum ircutianum). Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus) entfalten ihre Laubblätter.

Wenn die Pflanzenwelt in voller Blüte steht und alles sprießt und gedeiht, werden auch die Langschläfer der heimischen Tierwelt endlich munter: Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) und der Siebenschläfer (Glis glis), beides nachtaktive Nagetiere aus der Familie der Bilche, beenden ihren monatelangen Winterschlaf.

Ein akustisches Zeichen des Vollfrühlings ist der Ruf des Kuckucks (Cuculus canorus), der aus seinen südlichen Überwinterungsgebieten zurückkehrt ist. Sein charakteristisches "Kuckuck, Kuckuck" gehört zu den bekanntesten Vogelstimmen Mitteleuropas und wurde über Jahrhunderte hinweg als Kalenderzeichen verwendet: "Hört man ihn zum ersten Mal, weiß man, dass der Winter endgültig zu Ende ist."

Der Vollfrühling ist eine Zeit des Überflusses, der Farben und der erwachenden Lebendigkeit. Abhängig von der Region, der Witterung und der Höhenlage dauert er etwa von Ende April bis Ende Mai/Anfang Juni und endet mit der Blüte der Himbeere (Rubus idaeus).

   
Bärlauch-Blüte; © J. Kropfberger   Kuckuck; © R. Jagersberger   Haselmaus; © H. Kurz

Raus in die Natur

Wie zu jeder Jahreszeit gibt es im Vollfrühling in der Natur viel zu entdecken! Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtung auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes www.naturbeobachtung.at

Nachlese:

Vorfrühling – Erwachen der Natur

Erstfrühling – die zweite Jahreszeit des phänologischen Kalenders

Bestellen und Nachlesen: Natur & Land-Sonderheft "Phänologie - die zehn Jahreszeiten"

 

05.05.2025

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