Gewöhnliche Waldrebe – Hagseil, Bettlerskraut und Waldtschick

Fruchtstände der Gewöhnlichen Waldreben im Herbst © J. Limberger

Wildgehölz des Monats September

Viele heimische Wildpflanzen tragen im Volksmund die unterschiedlichsten Namen: Beispielsweise wird die Gewöhnliche Waldrebe (Clematis vitalba), ein kletternd-rankendes Wildgehölz aus der Familie der Hahnenfußgewächse, unter anderem auch als Hagseil, Bettlerskraut und Waldtschick bezeichnet.

Die Gemeine Waldrebe zählt zu den wenigen heimischen Lianen, also Kletterpflanzen mit verholzender Sproßachse. Sie kann sich an Sträuchern und Bäumen, welche sie als Stütze nutzt, bis über zwölf Meter hochwinden. Die Stiele und Spindel ihrer Fiederblätter sowie die Blättchenstiele fungieren dabei als Ranken.

Die biegsamen Stämme mit längsrissiger Borke haben meist einen Durchmesser von nur einigen Zentimetern, können aber auch armdick werden und weisen eine enormer Zugfestigkeit auf - müssen aber im mitteleuropäischen Dschungel wohl dennoch nur selten Kerle wie Tarzan tragen.

Die Blütezeit der grünlich-weißen, in einer Rispe angeordneten Blüten, welche vor allem von Zweiflüglern und Käfern bestäubt werden, ist von Juni bis September. Bei der Samenbildung bleibt der Griffel der Blüte erhalten, streckt sich zu einem bis zu drei Zentimeter langen, behaarten Federschweif und dient später der Frucht als Flugapparat. Die Fruchtreife beginnt im September, ist aber erst im Winter abgeschlossen.

Drei Namen – eine Pflanzenart

Der Name Hagseil weist auf das Vorkommen der Gewöhnlichen Waldrebe an Waldrändern, in Auwäldern und Gebüschen, aber auch in Hagen, also Hecken hin.

Als Vertreterin der Hahnenfußgewächse enthält die linkswindende Kletterpflanze das Gift Protoanemonin: Ihr Pflanzensaft ist hautreizend und führt zu Ausschlag und Blasenbildung. Bettler rieben sich früher mit der auch Bettlerskraut genannten Waldrebe ein, um durch ihr Mitleid erregendes Aussehen die Großzügigkeit der Mitbürger zu erhöhen.

Und Waldtschick? Vor allem Kindern zündeten trockene Stückchen der Liane an und rauchten diese, was aber schon alleine wegen des Toxingehaltes eine mindestens so schlechte Idee wie das Rauchen von Zigaretten aus Tabak ist.

"Hecken zum Verstecken"

Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2023 im Rahmen seiner monatlichen Artikelserie „Hecken zum Verstecken“ mit den verschiedenen Heckengehölzen und ihre Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Infos zu Anlage und Bedeutung von Hecken und Feldgehölzen

Bezugsquelle für heimische Wildpflanzen finden Sie unter: www.rewisa.at

Nachlese:

Jänner 2023: Schlehe - ein Strauch der Superlative

Februar 2023: Die Gemeine Hasel - vom Winde verweht

März 2023: Der Gelbe Hartriegel - duftender Frühlingsbote

April 2023: Die Gewöhnliche Traubenkirsche – Blütentraum und Bittermandelduft

Mai 2023: Der Schwarze Holunder - hochverehrter Tausendsassa

Juni: 2023: Die Hunds-Rose - Königin der Hecke

Juli 2023: Die Gewöhnliche Heckenkirsche – nomen est omen

August 2023: Weißdorn - Wildgehölz fürs Herz

30.09.2023

Zurück

.