Wildgehölz des Monats Oktober
Gerade jetzt im Herbst ist der Gewöhnliche Spindelstrauch (Euonymus europaeus), auch Pfaffenhütchen genannt, ganz besonders auffällig und wunderschön anzusehen. Das sich verfärbende Laub leuchtet rot und auch die außergewöhnlich gestalteten Früchte ziehen die Aufmerksamkeit auf sich.
Von diesen besonders geformten Früchten leitet sich der Name Pfaffenhütchen ab: Ihr Aussehen erinnert an die Kopfbedeckung eines katholischen Priesters, das Birett. Zahlreiche Vögel wie Amsel und andere Drossel, Elster und Rotkehlchen schätzen sie als Nahrung und verbreiten so auch die Samen. Die Früchte sind sogenannte Kapselfrüchte. Sie bestehen aus vier Fruchtklappen, die rosa bis karminrot gefärbt sind und im reifen Zustand aufspringen, sodass die vier von einem orange gefärbten Samenmantel (Arillus) umgebenen Samen zum Vorschein kommen.
Für uns Menschen, aber auch für Pferde, Ziegen und Schafe sind die Früchte, wie auch die restlichen Teile der Pflanze, giftig. Der chemische Aufbau des Giftes ähnelt jenem des Fingerhutes. Die Vergiftungserscheinung treten vor allem im Bereich des Verdauungstraktes auf. Übelkeit, Koliken und Kreislaufstörungen können die Folge sein, in seltenen Fällen kann sogar der Tod eintreten. Früher machte man sich die insektenabtötende Wirkung der zu einem Pulver gemahlenen Samen zunutze. Das Pulver wurde - äußerlich aufgebracht - zur Behandlung von Kopfläusen, Krätzmilben und Hautgeschwüre verwendet.
Der Gewöhnliche Spindelstrauch kommt häufig in Auwäldern, Waldrändern und Ufergebüschen vor. Auch in Hecken und Gärten wird das Pfaffenhütchen gerne gepflanzt. Der Strauch erreicht eine Höhe zwischen 1,5 und 3 m, in Ausnahmefällen bis zu 6 m. Typisch ist der sparrige Wuchs, welcher durch die fast rechtwinkelig abstehenden Seitenzweige entsteht. Wer sich die Zweige etwas genauer ansieht, kann jeweils zwei bis vier Korkleisten feststellen.
So spektakulär die Früchte gestaltet sind, so unspektakulär sind die Blüten. Diese werden im Mai und Juni gebildet und sind nur etwa 1 cm groß und auf Grund der grünlich-gelben Blütenfarbe äußerst unscheinbar. Das gelbliche Holz des Pfaffenhütchens ist hart und zäh und wurde daher gerne für Drechslerarbeiten wie Spindeln, aber auch für die Herstellung von Orgelpfeifen oder Stricknadeln verwendet. Daher kommt auch der zweite deutsche Name Spindelstrauch.
Fotos: Blüten des Gewöhnlichen Spindelstrauches © G. Fuß Gewöhnlicher Spindelstrauch im Spätherbst © J. Kropfberger Rotkehlchen lieben den für sie genießbaren Arillus. © J. Limberger
"Hecken zum Verstecken"
Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2023 im Rahmen seiner monatlichen Artikelserie „Hecken zum Verstecken“ mit den verschiedenen Heckengehölzen und ihre Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Infos zu Anlage und Bedeutung von Hecken und Feldgehölzen
Bezugsquelle für heimische Wildpflanzen finden Sie unter: www.rewisa.at
Nachlese:
Jänner 2023: Schlehe - ein Strauch der Superlative
Februar 2023: Die Gemeine Hasel - vom Winde verweht
März 2023: Der Gelbe Hartriegel - duftender Frühlingsbote
April 2023: Die Gewöhnliche Traubenkirsche – Blütentraum und Bittermandelduft
Mai 2023: Der Schwarze Holunder - hochverehrter Tausendsassa
Juni: 2023: Die Hunds-Rose - Königin der Hecke
Juli 2023: Die Gewöhnliche Heckenkirsche – nomen est omen
August 2023: Weißdorn - Wildgehölz fürs Herz
September 2023: Gewöhnliche Waldrebe - Hagseil, Bettlerkraut und Waldtschik