Die Phänologie ist ein spannendes Forschungsfeld, welches sich mit den zeitlichen Abläufen biologischer Ereignisse in der Natur befasst. Sie beschreibt die jährlich wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Pflanzen und Tieren in Bezug auf den Jahreskreis wie beispielsweise Blühbeginn, Blattaustrieb und Fruchtreife. Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2025 mit dieser Wissenschaft, welche Ökologie und Meteorologie verbindet, und stellt typische Phänomene der zehn – statt vier – Jahreszeiten des phänologischen Kalenders vor.
Auch wenn am 1. September der meteorologische Herbstbeginn stattgefunden hat, dauert der phänologische Spätsommer mit warmen Tagen und lauen Abenden noch an. Dennoch werden die Tage merklich kürzer, in den Nächten kühlt es deutlich ab und der Herbst steht in den Startlöchern.
Der Sommer neigt sich dem Ende zu, wenn in den Obstgärten und Streuobstwiesen die ersten frühen Apfel- und Zwetschkensorten wie etwa der Klarapfel reif zum Pflücken sind. Zudem wird in der Landwirtschaft die Getreideernte am Ende des Sommers weitgehend abgeschlossen. Traditionell ist nun auch Zeit für die zweite Heumahd, dem "Grummet".
Vogelbeeren werden reif ...
Im Spätsommer reifen auch die Vogelbeeren, die Früchte der Eberesche (Sorbus aucuparia). Der Name ist Programm: Die auffallend rot-leuchtenden „Beeren“ dienen vielen Vogelarten bis in den Winter hinein als wichtige Nahrung. Insbesondere Star, Sing- und Misteldrossel, Mönchsgrasmücke und Gimpel schätzen die Früchte der Eberesche, bei denen es sich im botanischen Sinn eigentlich um keine Beeren, sondern Apfelfrüchte handelt. Auch Kleinsäuger lassen sich die kleinen, kugeligen Leckereien schmecken.
Für uns Menschen sind die Vitamin C-reichen Vogelbeeren durch den enthaltenen Bitterstoff Parasorbinsäure roh ungenießbar. Durch Erhitzen oder Verarbeiten, wie Kochen, Trocknen oder Einfrieren, wird die Parasorbinsäure in Sorbinsäure umgewandelt, wodurch sie einen süß-aromatischen Geschmack erhalten und zu Marmeladen, Kompott oder Schnaps verarbeitet werden können.
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… und die Besenheide blüht als Abschiedsgruß des Sommers Den Abschluss findet der Spätsommer, wenn die Besenheide (Calluna vulgaris) blüht. Der verholzende und immergrüne Zwergstrauch, welcher zur Familie der Heidekrautgewächse zählt, wächst relativ langsam, kann allerdings etwa 40 Jahre alt und bis zu 100 Zentimeter hoch werden. Die Besenheide kommt auf sonnigen bis lichten, bodensauren Standorten wie Heiden, Moore und lichten Wäldern vor. Als spätblühende Pflanzenart lockt sie mit ihren kleinen, in traubigen Blütenständen sitzenden, weiß, meist altrosa bis hin zu purpurfarbenen Blüten zahlreiche Insekten an. Und liefert der Honigbiene, vielen Wildbienen und Schmetterlingen eine wichtigen Nektarquelle im voranschreitenden Jahreskreis. Allerdings geht die Besenheide hinsichtlich Bestäubung auf Nummer sicher: Wenn Insektenbesuch ausbleibt, verlängern sich die Staubfäden und es wird der Pollen mit dem Wind vertragen. |
Egal ob Vögel, welche reife Vogelbeeren naschen, oder Insekten, welche an der blühenden Besenheide Nektar schlürfen, wie zu jeder Jahreszeit gibt es auch im Spätsommer in der Natur viel zu beobachten. Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtung auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes www.naturbeobachtung.at.
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Foto: Ebereschen im Spätsommer; © R. Jagersberger | Foto: Stare beim Fressen von Vogelbeeren; © R. Jagersberger | Foto: Heidelandschaft mit blühender Besenheide; © R. Jagersberger |
Nachlese:
Vorfrühling – Erwachen der Natur
Erstfrühling – die zweite Jahreszeit des phänologischen Kalenders
Vollfrühling – duftendes Blütenmeer
Frühsommer – der Duft des Sommers
Hochsommer – lange Tage, laue Nächte
Bestellen und Nachlesen: Natur & Land-Sonderheft "Phänologie - die zehn Jahreszeiten"
05.09.2025