Mispel – fast vergessene Rarität

Blüte der Mispel © J. Kropfberger

Wildgehölz des Monats November

Nur wenige kennen sie – die Echte oder Deutsche Mispel (Mespilus germanica). Früher durfte der kleine Strauch oder Baum mit seinen erst im Spätherbst reifenden Früchten in keinem Obstgarten fehlen. Heute ist die Mispel fast in Vergessenheit geraten. Dabei besticht das Asperl, wie dieses Kernobst in Österreich genannt wird, mit einzigartigem Geschmack.

Die Mispel ist ein kleinwüchsiger, bis sechs Meter hoher sommergrüner Strauch oder Baum mit oft krummen Stamm und breiter Krone. Die lanzettlichen Blätter werden bis zu 15 Zentimeter lang und sind unterseits leicht behaart. Im Herbst verfärben sie sich leuchtend gelb.

Die Blütezeit dieses Rosengewächses ist von Mai bis Anfang Juni. Die dekorativen Blüten sind mit einem Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter auffallend groß. Die fünf schmalen, langen Kelchblätter stehen deutlich sichtbar zwischen den fünf weißen Kronblättern. Bestäubt werden die Blüten von verschiedenen Insekten.

Spätreife Früchtchen

Die anfangs grünen, später braunen, etwa walnussgroßen Früchte der Mispel sind kugelig mit deutlich erkennbaren Kelchblättern und fünf sehr harten Kernen. Sie reifen erst gegen Ende Oktober, Anfang November heran. Richtig genießbar sind sie allerdings erst wenn der Frost oder längerer Lagerung das zuvor harte Fruchtfleisch mürbe gemacht haben. Doch dann steht dem außergewöhnlichen Geschmacks- erlebnis nichts mehr im Wege: Das braune, breiige Fruchtfleisch schmeckt einzigartig süß-weinsäuerlich-aromatisch und kann roh genossen oder zu Marmelade, Mus oder Gelee verarbeitet werden. Auch verschiedene Vogel- und Säugetierarten schätzen das Asperl als Winternahrung.

     

Frucht der Mispel © J. Kropfberger

Obwohl der Name Deutsche Mispel vermuten lässt, dass die Wildform in Mitteleuropa heimisch war, stammt sie ursprünglich wohl aus dem südosteuropäisch-westasiatischen Raum. Allerdings wird dieses anspruchslose Obstgehölz bereits seit der Römerzeit im deutschsprachigen Raum kultiviert und war vor allem im Mittelalter wegen seiner der Gesundheit zuträglichen Wirkung hoch geschätzt. So findet sich beispielswiese eine Mispel im Wappen der Gemeinde St. Thomas im Bezirk Grieskirchen wieder. Als altes Kulturgut wäre es schade, wenn das Asperl völlig in Vergessenheit geraten würde, daher sollte es in keinem Obstgarten und keiner Hecke fehlen.

"Hecken zum Verstecken"

Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2023 im Rahmen seiner monatlichen Artikelserie „Hecken zum Verstecken“ mit den verschiedenen Heckengehölzen und ihre Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Infos zu Anlage und Bedeutung von Hecken und Feldgehölzen

Bezugsquelle für heimische Wildpflanzen finden Sie unter: www.rewisa.at

Nachlese:

Jänner 2023: Schlehe - ein Strauch der Superlative Juni: 2023: Die Hunds-Rose - Königin der Hecke
Februar 2023: Die Gemeine Hasel - vom Winde verweht Juli 2023: Die Gewöhnliche Heckenkirsche – nomen est omen
März 2023: Der Gelbe Hartriegel - duftender Frühlingsbote August 2023: Weißdorn - Wildgehölz fürs Herz
April 2023: Die Gewöhnliche Traubenkirsche – Blütentraum und Bittermandelduft September 2023: Gewöhnliche Waldrebe - Hagseil, Bettlerkraut und Waldtschik
Mai 2023: Der Schwarze Holunder - hochverehrter Tausendsassa Oktober 2023: Gewöhnlicher Spindelstrauch aka Pfaffenhütchen

 

 

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