Rekordhalter des Monats Juli
An sonnigen Sommertagen lassen sich Libellen besonders gut in der Nähe von Gewässern beobachten. Die wendigen Flugakrobaten verdanken ihren Namen dem französischen Forscher Rondelet, welchen die T-förmigen Larven der Kleinlibellen an Hammerhaie bzw. ein altes Messwerkzeug namens „Libella“ erinnerten. Mittlerweile sind von dieser Insektengruppe weltweit mehr als 6000 Arten beschrieben, von denen 78 Arten in Österreich vorkommen.
Leider ist ein Viertel aller heimischen Libellenarten vom Aussterben bedroht, da immer mehr geeignete Lebensräume wie Quellen, Bäche, Flüsse, Seen, Weiher und Moore schwinden. Je nach Art der ruhenden Flügelstellung sowie der Augen- und Körperformen werden die Arten entweder den Groß- oder Kleinlibellen zugeordnet. Typisch für alle Vertreter, angefangen von der circa 25 mm kleinen Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) bis zu der 96 mm Großen Quelljungfer (Cordulegaster heros), sind die aus bis zu 28.000 Einzelaugen zusammengesetzten Komplexaugen, der lang gestreckte Hinterleib und die durchscheinenden Flügel.
Bei den Kleinlibellen (Zygoptera) sind die Augen deutlich voneinander getrennt, Vorder- und Hinterflügel sind in etwa gleich groß und werden in Ruhestellung über dem Hinterleib zusammengeklappt. Bei den Großlibellen (Anisoptera) hingegen berührt sich das Augenpaar mindestens an einem Punkt. Die Hinterflügel sind an der Basis breiter als die Vorderflügel und beide Flügelpaare sind nach abgeschlossener Metamorphose stets geöffnet.
Flotte Flieger
Libellen sind die wendigsten und schnellsten Flieger im Insektenreich, so kann die Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 35 km/h erreichen. Die ausgeklügelte Konstruktion ihrer Flügel erfüllt Ingenieure mit Ehrfurcht: Sie sind so hart wie Plexiglas und von vergleichbarer Dicke, machen jedoch nur knapp zwei Prozent des Körpergewichts aus und sind hoch beweglich. Die Libelle kann ihre zwei Flügelpaare getrennt voneinander steuern, dabei schlagen sie bis zu 40-mal in der Sekunde. Die dünnen Flügelmembranen werden durch dichte Adernetze und Flügelmale stabilisiert. Sogar den Standflug beherrschen diese Tiere: Eine besondere Flügelform mit Vertiefungen in der Flügeloberfläche sorgt dafür, dass sie auch im Stand Auftrieb erzeugen.
Die tollkühnen Flugakrobaten haben auf der Stirn drei Punktaugen zur Steuerung des Gleichgewichts sowie in den kurzen Fühlern eine Art Tachometer. In der Luft bilden die mit Dornen besetzten Beine einen Fangkorb, mit dem die Himmelsjäger ihre Beute, Insekten wie Fliegen, Mücken, Blattläuse und gelegentlich kleinere Schmetterlinge und Libellen, packen. Sie selbst werden wiederum von anderen Wildtieren, wie Bienenfressern, Baumfalken, Spinnen und Fröschen, gejagt.
Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) © G. Fuß |
Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) © G. Fuß |
Frühe Adonislibelle (Pyrrhosoma nymphula) © J. Limberger |
Schneller, höher, weiter, spektakulärer
Im Jahr 2022 stellt der Naturschutzbund in der Artikelserie „Rekorde der heimischen Natur“ monatlich beeindruckende Höchstleistungen der Tier- und Pflanzenwelt Oberösterreichs vor und will so auf die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes aufmerksam machen.
Sie haben Libellen beobachtet? Dann melden Sie diese oder andere Tier- und Pflanzenarten bitte auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at
Lesen Sie zu den Rekordhalter der heimischen Natur:
Monat Jänner: Den Wanderfalken
Monat Februar: Der Zitronenfalter