Rekordhalter des Monats Juni
Vögel, vor allem Greifvögel, sind Meister des Sehens. Das Auge nimmt bei ihnen unter den Sinnesorganen eine hervorragende Stellung ein. Dementsprechend ist es sowohl absolut als auch relativ gesehen sehr groß, meist größer als das Gehirn.
Wer jemals Greifvögeln bei der Jagd zugesehen hat, ist von ihrem erstaunlichen Sehvermögen beeindruckt. Gerade kreisen sie noch so hoch am Himmel, dass sie kaum sichtbar sind, und im nächsten Moment stoßen sie mit geöffneten Fängen herab, um ein Beutetier zu ergreifen, das uns nicht einmal aufgefallen war.
Wie ist das möglich? – die Sehschärfe
Bezogen auf die Region des schärfsten Sehens, ist die Sehschärfe bei Mensch und Vogel im Mittel nicht sehr verschieden. Vögel zeigen in der Regel und im Gegensatz zum Säuger aber eine gleichmäßigere Verteilung der Zapfen (Typ von lichtempfindlichen Zellen) über die gesamte Netzhaut, sodass ihr gesamtes Blickfeld in allen Bereichen gleich scharf und farbig ist.
Zahlreiche gut belegte Berichte bezeugen, dass beispielsweise ein Steinadler (Aquila chrysaetos) Kleinsäuger aus einer Entfernung von bis zu zwei Kilometer ausmachen kann. Kaninchen sogar fast aus der doppelten Distanz. Dies ist aufgrund der deutlich dichteren Zäpfchenkonzentration möglich, die es ihm erlaubt, bis zu sechsmal höher aufzulösen als der Mensch.
Farbensehen
Die Trennschärfe ist allerdings nicht das einzige Kriterium für ein gutes Auge. Das Vogelauge ist hervorragend zur Detektion von Bewegungen geeignet und unentbehrlich für die Orientierung und den schnellen Flug.
Vögel können aber auch Farben sehen. Während der Mensch nur die Wellenlängen Rot, Blau und Grün wahrnimmt, können Greifvögel auch ultraviolettes Licht sehen. Das hilft ihnen beim Beutemachen, da die Hinterlassenschaften mancher Beutetiere UV-Licht reflektieren. Frischer Mäuse-Urin leuchtet besonders stark. So sieht der Turmfalke (Falco tinnunculus) aus der Luft, wo sich gerade Mäuse aufhalten.
Der Steinadler und auch andere Taggreifvögel können wie wir Menschen nach vorne schauen. Ihr Gesichtsfeld und die räumliche Wahrnehmung wird aber durch den zusätzlichen seitlichen Blick erheblich erweitert. Die Augen besitzen zudem besondere Schutzmechanismen. Neben den Lidern haben sie eine zusätzliche durchsichtige Nickhaut, die bei Bedarf vor das Auge gezogen wird. Sie säubert und befeuchtet außerdem die Hornhaut. Ein Knochenvorsprung schützt zudem das Auge vor äußeren Einwirkungen.
Sie haben einen Greifvogel beobachtet oder sogar fotografiert? Dann melden Sie diesen oder andere Tier- und Pflanzenarten bitte auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at. Aber bitte nicht in die Nähe von Horsten gehen, sondern auf den Wegen bleiben und die Vögel keinesfalls beunruhigen! Jede Beunruhigung dieser geschützten Tiere in der Natur ist strafbar!
Schneller, höher, weiter, spektakulärer
Im Jahr 2022 stellen wir in der Artikelserie „Rekorde der heimischen Natur“ monatlich beeindruckende Höchstleistungen der Tier- und Pflanzenwelt Oberösterreichs vor und will so auf die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes aufmerksam machen.
Mehr zu unserer Greifvogel- und Eulenschutzstation OAW erfahren Sie hier.
Lesen Sie zu den Rekordhalter der heimischen Natur:
Monat Jänner: Den Wanderfalken
Monat Februar: Der Zitronenfalter