Rekorde der heimischen Natur: Der Rundblättrige Sonnentau – Hungerkünstler im Moor

Fotos: Rundblättrigen Sonnentau; © G. Fuß

Rekordhalter des Monats August

Klein aber oho! Das gilt kaum für eine Pflanzenart so wie für den Rundblättrigen Sonnentau (Drosera rotundifolia). Als Hungerkünstler hat er sich an extrem magere Standorte wie Moore und Heiden angepasst, indem er eine für Pflanzen ungewöhnliche Ernährungsmethode entwickelt hat. Die wunderschöne, sehr zarte Pflanze holt sich die lebenswichtigen Nährstoffe, die ihr der Boden nicht bieten kann, einfach aus tierischer Nahrung.

Der Rundblättrige Sonnentau, auch Himmelstau oder Herrgottslöffel genannt, ist eine mehrjährige, krautige, etwa fünf Zentimeter hohe Pflanze, deren Blütenstiele eine Höhe von bis zu 30 Zentimetern erreichen können. Der Blütenstand setzt sich aus bis zu 25 weißen, knapp ein Zentimeter großen Blüten zusammen, die sich nur bei ausreichend Sonnenschein öffnen. Die Blätter sind in einer bodenständigen Rosette angeordnet und sitzen auf kurzen Blattstielen. Charakteristisch sind die rund 200 feinen, rötlichen Klebedrüsen, die wie kleine Tentakel aussehen und jedes Blatt überziehen. Ihnen verdankt der Sonnentau auch seinen Namen, denn die Sekrettröpfchen an deren Spitze glitzern wie Tautropfen in der Sonne.

Tierische Nahrung ermöglicht Leben im Moor

Fliegen, Mücken, aber auch Schmetterlingen und Kleinlibellen werden diese Sekrettröpfchen zum Verhängnis. In der Hoffnung ihren Durst zu stillen, werden sie von den vermeintlichen Tautropfen angelockt. Diese entpuppen sich jedoch als zäher Schleim, der seine Opfer unweigerlich festhält. Versuchen die Insekten wieder loszukommen, berühren sie immer mehr Tröpfchen und werden von den biegsamen Tentakeln in die Mitte des Blattes zu den Verdauungsdrüsen gedrängt. Anschließend krümmt sich das Blatt ganz ein, damit das Verdauungssekret, das unserem Magensaft ähnelt und eiweißspaltende Enzyme enthält, die Weichteile des Insekts auflösen kann. Die darin enthaltenen Nährstoffe, vor allem Stickstoff, nutzt die Pflanze für das eigene Wachstum. Mit dieser Anpassung gelingt es dem Rundblättrigen Sonnentau auch auf extrem nährstoffarmen Standorten zu gedeihen. Der Verdauungsprozess dauert mehrere Tage, danach breitet sich das Blatt wieder aus. Der Chitinpanzer der Insekten wird nicht mitverdaut.

Gefährdete Schönheit

Durch die Trockenlegung und Zerstörung der Moore durch Torfabbau sind nur mehr wenige geeignete Lebensräume für den Rundblättrigen Sonnentau erhalten geblieben, weshalb er in Österreich in der Roten Liste als „gefährdet“ geführt wird. Die anderen, ebenfalls in Österreich heimischen Sonnentau-Arten sind sogar als „stark gefährdet“ gelistet. In Oberösterreich sind alle drei hier vorkommenden Sonnentau-Arten besonders geschützt.

 

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Schneller, höher, weiter, spektakulärer

Im Jahr 2022 stellt der Naturschutzbund in der Artikelserie „Rekorde der heimischen Natur“ monatlich beeindruckende Höchstleistungen der Tier- und Pflanzenwelt Oberösterreichs vor und will so auf die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes aufmerksam machen.

Sie haben den Rundblättrigen Sonnentau bei einer Wanderung oder einem Spaziergang gesichtet? Dann bitte melden Sie diese Sichtung oder auch die anderer Tier- und Pflanzenarten auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at. Das Melden von Arten gibt wichtige Hinweise auf deren Verbreitung und Bestandsdichte.

Lesen Sie zu den Rekordhalter der heimischen Natur:

Monat Jänner: Den Wanderfalken

Monat Februar: Der Zitronenfalter

Monat März: Der Springfrosch

Monat April: Der Feldhase

Monat Mai: Die Weitwanderer

Monat Juni: Greifvögel

Monat Juli: Libellen

 

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