Gewöhnlicher Schneeball - schneeweiß und scharlachrot

Blütenstand des Gewöhnlichen Schneeballs © Nidan/Pixabay

Wildgehölz des Monats Dezember

Mittlerweilen sind Schneebälle selbst in der kalten Jahreszeit nichts Alltägliches mehr. Der Gewöhnliche Schneeball (Viburnum opulus) beschenkt Naturliebhaber allerdings im Frühsommer mit seinen weißen, an Schneebällen erinnernden Blütenständen. Seine Früchte, die meist bis tief in den Winter auf den dann kahlen Ästen hängen bleiben, sind hingegen scharlachrot und glänzen in der verschneiten Landschaft wie Glasperlen.

Der sommergrüne, rasch-wüchsige, bis über vier Meter hohe Strauch liebt feuchte Standorte und nährstoffreiche Böden, weshalb er häufig in Auwäldern und an Gewässerufern zu finden ist. Aus diesem Grund und da seine Blüten denen des Holunderstrauches ähneln, wird er auch Wasserholler genannt.

Seine Laubblätter sind ahornähnlich und drei- bis fünflappig. Nach dem Laubaustrieb erscheinen im Mai und Juni die Blütenstände: Bis zu 10 cm große Trugdolden mit einem äußeren Rand an sterilen, vergrößerten, weithin leuchtenden und duftenden Scheinblüten, welche der Anlockung von Insekten, vor allem von Fliegen, als Bestäuber dienen. Der Nektar wird in den kleinen, unscheinbaren, fertilen Blüten im Inneren des Blütenkranzes dargeboten.

Im Spätherbst reifen die erbsengroßen, saftigen Steinfrüchte. Schon erstaunlich, dass die aufreizend roten Früchte meist lange am Strauch verbleiben und nicht rasch in hungrigen Schnäbeln verschwinden. Erst im tiefen Winter, in der höchster Not können sich Vögel dafür begeistern.

Kalinka, Kalinka….

Die Früchte sind roh für uns Menschen schwach giftig und haben aufgrund der enthaltenen Baldrian- und Buttersäure einen eigentümlichen Geruch und säuerlich-bitteren Geschmack. Während bei uns der Gewöhnliche Schneeball in der Küche kaum Verwendung findet, werden seine „Beeren“ in osteuropäischen Ländern zu Marmelade, Saft oder Gelee verarbeitet.

     

Früchte des Gewöhnlichen Schneeballs © J. Limberger

Vor allem in der Ukraine spielt der Schneeball im Volksglauben und der Folklore eine große Rolle und ist dort sogar eine der Nationalpflanzen. Seine große Bedeutung findet Ausdruck in dem Lied Kalinka, in welchem die rote Farbe seiner Früchte als Symbol der weiblichen Schönheit, die weißen Blüten als Symbol der Unschuld besungen wird.

Wer sich traut, das ungewöhnliche Geschmackserlebnis des Schneeballs zu probieren, entdeckt im Innern der Frucht einen flachen Steinkern, der wie ein Herz geformt ist. Nach dem Frost ist die beste Zeit dafür, da dann der bittere Geschmack etwas nachlässt.

"Hecken zum Verstecken"

Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2023 im Rahmen seiner monatlichen Artikelserie „Hecken zum Verstecken“ mit den verschiedenen Heckengehölzen und ihre Bedeutung für die heimische Tier- und Pflanzenwelt.

Infos zu Anlage und Bedeutung von Hecken und Feldgehölzen

Hecken - Netzwerke der Landschaft

Bezugsquelle für heimische Wildpflanzen finden Sie unter: www.rewisa.at

Nachlese:

Jänner 2023: Schlehe - ein Strauch der Superlative Juli 2023: Die Gewöhnliche Heckenkirsche – nomen est omen
Februar 2023: Die Gemeine Hasel - vom Winde verweht August 2023: Weißdorn - Wildgehölz fürs Herz
März 2023: Der Gelbe Hartriegel - duftender Frühlingsbote September 2023: Gewöhnliche Waldrebe - Hagseil, Bettlerkraut und Waldtschik
April 2023: Die Gewöhnliche Traubenkirsche – Blütentraum und Bittermandelduft Oktober 2023: Gewöhnlicher Spindelstrauch aka Pfaffenhütchen
Mai 2023: Der Schwarze Holunder - hochverehrter Tausendsassa November 2023: Mispel - fast vergessene Rarität
Juni: 2023: Die Hunds-Rose - Königin der Hecke  

 

19.12.2023

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