Die Phänologie ist ein spannendes Forschungsfeld, welches sich mit den zeitlichen Abläufen biologischer Ereignisse in der Natur befasst. Sie beschreibt die jährlich wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungsprozesse von Pflanzen und Tieren in Bezug auf den Jahreskreis wie beispielsweise Blühbeginn, Blattaustrieb und Fruchtreife. Der Naturschutzbund Oberösterreich beschäftigt sich im Jahr 2025 mit dieser Wissenschaft, welche Ökologie und Meteorologie verbindet, und stellt typische Phänomene der zehn – statt vier – Jahreszeiten des phänologischen Kalenders vor.
Mit dem Winter sind wir am Ende des Jahreszyklus angelangt. Mit typischen Wetterereignissen wie Nebel, Schnee und Winterstürmen übernimmt Väterchen Frost das Zepter. Die Tage sind kurz und die Sonne steht tief. Aber egal ob Eisregen oder sibirische Kälte, die heimischen Wildtiere und Pflanzen sind darauf bestens vorbereitet.
Der Blattfall der Stiel-Eiche und der Nadelfall der Europäischen Lärche markieren den Beginn des Winters. Es ist die längste phänologische Jahreszeit, welche von Ende November/Anfang Dezember bis Mitte/Ende Februar andauert. Erst der Blühbeginn von Hasel, Schneeglöckchen und Salweide läuten den Vorfrühling ein.
Natur im Ruhemodus
Der phänologische Winter ist die Zeit der Vegetationsruhe. Die meisten Bäume und Sträucher – mit Ausnahme von einigen wintergrünen Gehölzen und Arten, welche erst im Frühjahr das Laub vollständig abwerfen – sind kahl. Aber nicht alle Pflanzen haben sich zur Winterruhe begeben. Einige wie die Schneerose, auch Christrose genannt, zeigen jetzt keck ihre Blüten und trotzt Eis und Schnee.
Auch die Tierwelt weiß sich vor den Unbillen des Winters zu schützen. Zugvögel haben bereits vor geraumer Zeit den Flug in ihre südlichen Überwinterungsgebiete angetreten, nur noch die bei uns überwinternden Vögel und Gäste aus dem hohen Norden wie der Seidenschwanz sind anzutreffen.
Einige Tiere wie Fledermäuse oder Eichhörnchen halten Winterschlaf oder Winterruhe, andere schützen sich mit einem dichten Winterpelz vor den oft klirrend kalten Temperaturen. Insekten, Reptilien und Amphibien überdauern die kalte Jahreszeit in Kältestarre.
Winter als Verlierer - Verschiebungen phänologischer Jahreszeiten durch den Klimawandel
Der Eindruck täuscht nicht: Der Winter ist in den letzten Jahrzehnten immer kürzer geworden. Der Frühling startet hingegen immer zeitiger, der Herbst dauert länger. Umso wichtiger ist die Phänologie, welche durch Beobachten der Natur die Prognosen der Klimaforschung bestätigt.
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| Die Schneerose öffnet Ihre Blüten im Winter. © J. Limberger | Seidenschwanz als Wintergast in Mitteleuropas. © J. Limberger | Kleine Hufeisennase in Winterquartier. © J. Limberger |
Wie zu jeder Jahreszeit gibt es im Winter viel zu beobachten: Tiere, welche zumindest zeitweise aktiv sind, kann man gut durch ihre Spuren im Schnee nachweisen, ohne sie zu stören. Oder man entdeckt einen gefiederten Wintergast in den kahlen Ästen der Laubbäume oder eine blühende Schneerose. Bitte melden Sie Ihre Naturbeobachtungen – gerne mit Bild – auf der Citizen Science Plattform des Naturschutzbundes sowie der gleichnamigen App am Smartphone www.naturbeobachtung.at. Die gesammelten Daten werden für Natur- und Artenschutzprojekte verwendet.
Nachlese:
Vorfrühling – Erwachen der Natur
Erstfrühling – die zweite Jahreszeit des phänologischen Kalenders
Vollfrühling – duftendes Blütenmeer
Frühsommer – der Duft des Sommers
Hochsommer – lange Tage, laue Nächte
Spätsommer – das Ende der warmen Jahreszeit
Vollherbst – ein Meer an bunten Farben
Spätherbst – Vorbereitung auf den Winter
Bestellen und Nachlesen: Natur & Land-Sonderheft "Phänologie - die zehn Jahreszeiten"
22.12.2025