Der Winter ist in unseren Breiten eine harte Zeit. Kalte Temperaturen und Nahrungsmangel, Eis und Schnee machen den Wildtieren das Leben schwer. Um dieser Notzeit zu entkommen oder sie zu überstehen, haben sich im Tierreich die unterschiedlichsten Strategien entwickelt: Vom Wegzug über ein besonders dichtes Winterfell bis hin zum Winterschlaf. Eines der heimischen Tiere, welches sich eine besonders lange Auszeit von den unwirtlichen Lebensbedingungen der kalten Jahreszeit nimmt, ist der Siebenschläfer (Glis glis), so der Naturschutzbund Oberösterreich.
Der Siebenschläfer ist ein Nagetier aus der Familie der Bilche. Von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzende erreicht er eine Länge von rund 20 bis 30 Zentimeter. Sein dichtes Fell ist grau. Die großen, hervorstehenden Augen sind schwarz umrandet, die Ohren klein und rund.
Der äußerst geschickte Kletterer bewohnt bevorzugt alte Laubwälder, vor allem Buchen- und Eichenwälder, mit ausgeprägter Strauchschicht und gut strukturiertem Waldrand, aber auch Gärten und Streuobstwiesen mit dichtem Baumbestand. Seine Nahrung sucht er vorzugsweise auf Sträuchern und Bäumen. Auf dem Speiseplan des Bilches stehen Knospen und Blätter sowie Früchte und Pilze. Gelegentlich wird die Nahrung durch Insekten oder andere wirbellose Tieren, seltener durch Vogeleier oder Jungvögel ergänzt.
Im Sommer baut der Siebenschläfer in etwa 5 bis 6 Meter Höhe Nester in Baumhöhlen oder Nistkästen. Auch Dachböden von Gebäuden in Waldnähe werden bewohnt. Dort kann der kleine, nachtaktive Kobold durch lautes Getrappel und andere Geräusche seinen menschlichen Mitbewohnern einen ordentlichen Schrecken einjagen.
Bis zu sieben Monaten im Jahr Auszeit
Das Gewicht des Siebenschläfers variiert im Jahresverlauf stark: Bringt er im Frühling und Sommer zwischen 70 und 110 Gramm auf die Waage, vervielfacht sich sein Gewicht im Herbst auf bis 160 Gramm, gelegentlich sogar bis über 280 Gramm. Von diesem angefressenen Winterspeck zehrt er während des oft sieben Monate andauernden Winterschlafes: Zum Überwintern gräbt sich der Nager eine etwa 50 bis 100 Zentimeter tiefe Erdhöhle, um dort vor Frost geschützt zu sein. Dort rollt er sich zusammen und bedeckt den Körper mit seinem Schwanz, um seine Wärmeabgabe zu minimieren. Durch eine stark abgesenkte Herzfrequenz und Körpertemperatur von etwa fünf Grad Celsius sowie Atempausen von bis zu 50 Minuten wird der Energieverbrauch zusätzlich reduziert.
Der Siebenschläfer kann ein Alter von bis zu neun Jahren erreichen, allerdings werden die meisten kaum älter als drei Jahre.
Sie haben einen Siebenschläfer beobachtet? Dann melden Sie diesen oder andere Tier- und Pflanzenarten bitte auf der Citizen-Science-Plattform des Naturschutzbundes unter www.naturbeobachtung.at.
Der Siebenschläfer war in Österreich Tier des Jahres 2021.
Schneller, höher, weiter, spektakulärer
Im Jahr 2022 stellt der Naturschutzbund in der Artikelserie „Rekorde der heimischen Natur“ monatlich beeindruckende Höchstleistungen der Tier- und Pflanzenwelt Oberösterreichs vor und will so auf die beeindruckende Artenvielfalt unseres Landes aufmerksam machen.
Lesen Sie zu den Rekordhaltern der heimischen Natur:
10.12.2022